Medizingeschichte

Als ein selbsternannter Doktor mit seinem Heilmittel „Antimicrobum“ die Welt täuschte

Symbolbild: Die wundersamen Kapseln des „Doktor“ Tomarkin.
Symbolbild: Die wundersamen Kapseln des „Doktor“ Tomarkin.Imago
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Vor 100 Jahren schrieb die „Neue Freie Presse“ über das neue Heilmittel eines Doktor Tomarkin. Heute weiß man, dass dieser ein Hochstapler war. Über die Geschichte hinter einer Meldung.

Am 16. November 1923 schrieb die „Neue Freie Presse“ auf Seite sechs über die Entdeckung eines neuen vielversprechenden Heilmittels gegen Infektionskrankheiten. „Dr. Leandro Tomarkin, der Sohn des Berner Bakteriologen Elias Tomarkin, hat in dem römischen Heiligengeistspital in den letzten drei Monaten Versuche mit seinem Heilmittel „Antimicrobum“ gemacht, das eine außerordentliche bakterientötende Kraft besitzt und gegen alle Erkrankungen pyogenen (durch Eitererreger verursachten) Charakters wirken soll. Bisher sind zum großen Teil Lungenentzündungen behandelt worden, und während die übrigen Spitäler Roms bei der in der Medizin gegenwärtig üblichen symtomatischen Behandlung der Pneumonie eine Mortalität von 40 Prozent aufweisen, ist bei der Tomarkischen Behandlung die Sterblichkeit nahezu auf Null gesunken.“

Es klang wie eine außergewöhnliche Erfolgsmeldung, eine medizinische Sensation. Doch 100 Jahre später weiß man, dass der hochgepriesene „Doktor“ aus der Schweiz niemals Medizin studiert hat und sein Medikament mit dem angeblichen, nicht aussprechbaren Wirkstoff „Aminoortobenzoilsulfoisoamiloidrocupronucleinforminsodico“ zwar beeindruckend klang, letztlich aber wohl nicht mehr als ein geschickt vermarktetes Placebo war.

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