Offen gefragt

Rapperin Yasmo: „Es muss doch nicht immer um Liebe gehen“

Yasmin Hafedh alias Yasmo: „Ich bin extrem stur in meinem Glauben an die Menschheit.“
Yasmin Hafedh alias Yasmo: „Ich bin extrem stur in meinem Glauben an die Menschheit.“Clemens Fabry
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Mit elf Jahren entschied sich Yasmin Hafedh, Künstlerin zu werden. Denn auf geregelte Arbeitszeiten hatte sie keine Lust. Heute füllt die Slam-Poetin und Rapperin als Yasmo die Konzertsäle. Mit ihren sozialkritischen Texten exponiere sie sich sehr, sagt die intersektionale Feministin. »Dafür bekomme ich wenig Hate. Eigentlich sollte ich mehr bekommen.«

Wir führen unser Gespräch an einem Vormittag im Café Rüdigerhof. An einem Tisch am Fenster sitzt ein Mann mit Bierbauch und trinkt Bier. Eine Frau kommt ins Café und steuert freudig auf ihn zu. Er begrüßt sie mit den Worten: „Na servas, bist du fett geworden!“ Sie setzt sich zu ihm. Ihr Lächeln hat deutlich an Strahlkraft verloren.

Was war denn das jetzt?

Yasmo: Was hat er gerade gesagt?

„Na servas, bist du fett geworden.“

Okay. Wow!

Und sie hat sich trotzdem noch zu ihm gesetzt und ist nicht gleich wieder gegangen. Erstaunlich.

Stimmt. Das ist das Patriarchat! Darüber können wir gerne noch reden.

Gern, aber lassen Sie uns zuerst über Sie, Ihre Texte und Songs sprechen. Sie handeln nur selten von Liebe. Oder irre ich mich?

Auf meinem ersten oder zweiten Album gibt es einen Lovesong. Aber es stimmt schon, ich hab nicht viele geschrieben, und zwar mit Absicht: Es hat mich immer so angezipft, dass es immer um Liebe gehen muss. Ich dachte, es muss doch noch andere Themen außer Liebe geben.

Gut, ganz unerheblich ist Liebe ja nicht.

Eh, Liebe ist toll! Aber bei der Rapmusik geht es nur selten um Liebe, oftmals eher um Style, Autos und ähnliches.

Liebe ist im Rap nicht so zu Hause?

Nein, Rap ist ein bisschen rougher, und er hat andere Ursprünge. Beim Rap ging es nicht darum, möglichst massentaugliche Musik zu machen, die sich leicht kommerzialisieren lässt. Und Liebe wird sofort verkommerzialisiert, sie ist das Universalste. Es ist der kleinste gemeinsame Nenner, damit kann man Kohle machen. Ich bin auch ein großer Fan von Liebe, ich habe sehr viel Liebe für die Welt und die Menschen. Aber diese romantische Liebe à la Hollywood, die hat mich schon als Jugendliche überhaupt nicht überzeugt, da war ich sehr anti Lovesongs. Ich konnte mir damals nicht erklären, warum, es war eher ein Bauchgefühl, weil ich die Sprache noch nicht hatte, um es auszudrücken. Ich glaube, dieses immer gleiche Narrativ hat mich gestört: Die Frau muss gerettet werden, und der Mann ist der Held. Oder er ist der Missverstandene und die Frau dumm und untätig – sogar in den Liebesliedern, die von Frauen geschrieben wurden.

Interessant. Ist das so?

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