Freundschaftsspiel

Deutsche Niederlage im türkischen Pfeifkonzert

Wohin mit dem Ball? Jonathan Tah, Ilkay Gündogan und Antonio Rüdiger waren sich uneins.
Wohin mit dem Ball? Jonathan Tah, Ilkay Gündogan und Antonio Rüdiger waren sich uneins.Imago / Imago
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Deutschland kassierte in Berlin einen empfindlichen Rückschlag, unterlag im ersten „Heimspiel“ unter Julian Nagelsmann der Türkei mit 2:3. Die türkischen Anhänger waren in der Obermacht, die türkischen Fußballer besser.

Bei der Forschung nach den Ursachen für seine erste Niederlage als Bundestrainer hat Julian Nagelsmann ein schnelles Urteil gefällt. Es lag nicht an der Taktik, es fehlte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft die Emotion, konstatierte der spürbar unzufriedene DFB-Chefcoach nach dem 2:3 am Samstag in Berlin gegen die Türkei. „Die Taktik ist zweitrangig, es ist immer erst die Emotion. Wenn du da auf 100 Prozent bist, kannst du taktisch auch deutlich schlechter sein. Wenn die Emotionen nicht so sind, musst du taktisch brillant sein, um das Spiel trotzdem positiv zu gestalten“, sagte Nagelsmann nach der Pleite im emotional ziemlich aufgeladenen Berliner Olympiastadion.

Der Nationaltrainer stellte Kai Havertz als linken Außenverteidiger auf und attestierte dem Arsenal-Offensivmann danach für dessen Interpretation der Rolle die bestmögliche Bewertung: „Weltklasse“. Mit anderen Kickern war Nagelsmann weniger zufrieden. „Einzelne Spieler hatten nicht diese hundertprozentige Überzeugung, den Willen wie der Gegenspieler“, meinte Nagelsmann.

Schwarzmalen wie in Öserreich?

Thomas Müller versuchte, das Spiel richtig einzuordnen. „Wir wollen es nicht totanalysieren. Wir lassen uns jetzt nicht unterkriegen, das ist unser Job, dass wir weitermachen“, sagte der nicht eingesetzte Bayern-Profi. Damit war der Routinier einer Meinung mit dem Bundestrainer, der auf die Frage nach einem möglichen Rückfall in Automatismen der glücklosen Ära seines Vorgängers Hansi Flick beinahe ungehalten reagiert hätte. „Wir können jetzt wieder anfangen, alles schwarzzumalen und alles schlecht zu sehen. Das können wir machen, da werden wir aber nicht weiterkommen als Fußball-Nation“, meinte Nagelsmann. „Ich bin weit davon weg, alles negativ zu sehen“, sagte er.

Nun geht es am Dienstag in Wien gegen Österreich - es ist für die Deutschen die letzte Chance, in diesem Jahr und kurz vor der Auslosung der EM-Gruppen am 2. Dezember, einen positiven Push zu bekommen. „Wir sind immer noch in der Phase, in der wir Erfolgserlebnisse brauchen“, sagte Füllkrug. Die Auswärts-Atmosphäre, die das DFB-Team im ausverkauften Happel-Stadion erwartet, erlebten die Deutschen schon am Samstag in Berlin. Müller war von den Pfiffen für seine Mannschaft nach eigenen Angaben „gewurmt“. Da denke „man sich schon, denen wollen wir zeigen, dass wir trotzdem gewinnen, oder die Genugtuung nicht geben, dass am Ende die Türkei in Berlin gewinnt“, sagte der Offensivmann.

Die DFB-Auswahl habe den Zehntausenden Fans der Gäste, die deutlich lauter waren als die deutschen Anhänger, zeigen wollen, „dass sie für die falsche Flagge singen und pfeifen“. Die deutschen Spieler waren im mit 72.592 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion schon beim Aufwärmen lautstark ausgepfiffen worden. „Wir wollten eigentlich zeigen: “Hey, so nicht!' Aber klar, der Sport und das Leben laufen nicht immer so, wie man sich das wünscht„, meinte Müller.

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