Großbritannien

Alterskontrolle: Wenn die KI den Türsteher für Online-Pornos machen soll

Imago / Eva Plevier
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In Großbritannien werden neue Leitlinien erarbeitet, um Kinder vor dem Zugriff auf Pornografie zu schützen. Dazu gehört auch der Vorschlag, eine künstliche Intelligenz einzusetzen, um das Alter zu kontrollieren. 

Aktuell sind Alterskontrollen im Netz, sofern es sie gibt, lax umgesetzt bis nicht vorhanden. Auf so manchen einschlägigen Webseiten findet sich ein kleines Kästchen, das lediglich abfragt, ob man wirklich über 18 Jahre alt ist. Hier wird auf Ehrlichkeit vertraut. Doch die Praxis lehrt, das funktioniert nicht. Künftig soll also die KI kontrollieren, ob die Angaben mit der Realität übereinstimmen. 

Im Durchschnitt sehen Kinder bereits im Alter von 13 Jahren erstmals Online-Pornografie, während fast ein Viertel im Alter von elf Jahren darauf stößt und eines von 10 bereits im Alter von neun Jahren, wie eine Studie des Office of the Children‘s Commissioner for England für die letzten zwei Jahre ergab. 

Wie soll die Alterskontrolle funktionieren? 

Die Aufsichtsbehörde gibt mehrere Wege zur Alterskontrolle an. So wird in dem Vorschlag beschrieben, dass eine KI zum Einsatz kommen soll, um die Gesichtszüge auf das Alter zu analysieren. Demnach müsste bei der Altersabfrage ein Selfie direkt hochgeladen werden. In dem Vorschlag gibt es keine weiteren Details dazu, wie mit den Daten dann umgegangen werden muss, oder ob ein externer Anbieter dafür herangezogen werden kann.  

Die Aufsichtsbehörde gab an, dass ihr Vorschlag auch den Abgleich von Lichtbildern, bei dem ein Nutzer einen Lichtbildausweis wie einen Reisepass oder Führerschein hochladen muss, um sein Alter zu beweisen, und die Überprüfung der Kreditwürdigkeit umfasst.

Ein weiterer Vorschlag betraf das Open Banking, bei dem die Nutzer zustimmen können, dass ihre Bankinformationen mit Online-Pornoseiten austauscht, um zu bestätigen, dass sie über 18 sind.

„Unabhängig von ihrem Ansatz erwarten wir von allen Diensten, dass sie einen soliden Schutz für Kinder bieten, damit diese nicht auf Pornografie stoßen, und dass sie auch darauf achten, dass die Rechte auf Privatsphäre und die Freiheit der Erwachsenen, auf legale Inhalte zuzugreifen, gewahrt bleiben“, sagte Melanie Dawes, CEO der Medienaufsichtsbehörde Ofcom.

Bis die endgültigen Leitlinien von der Ofcom veröffentlicht werden, soll es noch zwei Jahre dauern. In der Zwischenzeit kritisiert ein Think Tank der freien Marktwirtschaft, Institute of Economic Affairs, dass mit der obligatorischen Altersprüfung die Privatsphäre der Nutzer bedroht werde und die Speicherung sensibler Daten durch Dritte, die Gefahr von Missbrauch erhöht werde. Dem gegenüberstellt die britische Regulierungsbehörde, dass die Selbstauskunft über das Alter nicht mehr zeitgemäß sei.  (stein)

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