<strong>Der oberirdische Rückbau </strong>der Grazer Vorklinik wird bis Ende Mai 2024 dauern.
Architektur und Design

Abbruch, aber ökologisch: Die Vorklinik Graz zeigt, wie es geht

Aus ökologischer Sicht ist es immer am besten, den Bestand zu erhalten. Das war bei der Vorklinik Graz nicht möglich. Nun wird das Gebäude zwar abgebaut, aber das Material zumindest teils recycelt und wiederverwendet.

Schräg gegenüber des ehrwürdigen Hauptgebäudes der Grazer Universität umspannt eine massive Baueinfriedung jenes Areal, auf dem 1971 bis 1976 von den Architekten Erich Hoefer und Erno Meister die Vorklinik errichtet wurde: Büros in einem achtstöckigen Turmbau, Labors und Seziersäle für angehende Mediziner:innen und große Hörsäle für Studierende aller Fakultäten. Die nach Übersiedelung des Med Uni Campus frei gewordene Ressource bot sich an, um die Physik-Institute der Technischen Universität und der Uni Graz zu einem Graz Center of Physics zu vereinen.

In Relation zu Weiterbewirtschaftung von Bestand ist selbst ein nach allen Regeln der Abfallwirtschaftskunst ausgeführter Rückbau aufgrund des Verlusts von grauer Energie und eingebrachter Ressourcen immer die schlechtere Lösung. Das durch die Industrialisierung getragene Fortschrittsnarrativ der Moderne hat aber alte Kulturtechniken wie Um-, Weiter- und Überbauen weitgehend verdrängt. Die Folge – Gebäude-Lebenszeiten von nur 30 bis 50 Jahren – ist eine ökologische Katastrophe.

Verwinkelte unflexible Bauweise, komplizierte Verrohrungen

Eine Weiternutzung der Vorklinik scheiterte aber an Faktoren, an denen Bauten der 1960er- und 1970er-Jahre häufig laborieren: Verwendung minderwertiger abiotischer Baustoffe, untrennbaren Verbundsystemen, geringen Raumhöhen, schlechtem Schallschutz, verwinkelter unflexibler Bauweise, komplizierten Verrohrungen und Leitungsführungen, korrosionsgefährdetem Bewehrungsstahl, mangelndem Brandschutz, fehlender Barrierefreiheit. Im Bestand wären komplexe Anforderungen an eine zukunftsweisende Forschungswerkstatt kaum umsetzbar gewesen: Optiklabore vertragen kein natürliches Licht, hochsensible Elektronenmikroskope keine Erschütterung.

Im Bestand wären komplexe Anforderungen an eine zukunftsweisende Forschungswerkstatt kaum umsetzbar gewesen.
Im Bestand wären komplexe Anforderungen an eine zukunftsweisende Forschungswerkstatt kaum umsetzbar gewesen.Foto: Sigrid Verhovsek

Nach intensiver Vorbereitung durch Wissenschaftsministerium, Land Steiermark, Stadt Graz, die beiden Universitäten und die Bundes-Immobiliengesellschaft wurde 2021 ein Wettbewerb für einen Neubau ausgeschrieben. Über das Siegerprojekt von Architekturbüro Fasch & Fuchs, das in zwei Unter- und sechs Obergeschoßen Platz für 1700 Studierende und 600 Mitarbeiter:innen von Uni und TU Graz bieten soll, wird zur Eröffnung 2030 berichtet werden.

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