Silvesterkrimi

Mord im Milieu der Staubsaugersammler: Ein Fall für Miss Kleinau

<strong>„Sie werden sich um die Geräte kümmern,</strong> und wir werden uns den Schauplatz des Verbrechens genauer ansehen“.
„Sie werden sich um die Geräte kümmern, und wir werden uns den Schauplatz des Verbrechens genauer ansehen“. Foto: Jens Gyarmaty/Picturedesk
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„Die Staubsaugersammler“, erklärte Miss Kleinau, „treffen sich jedes Jahr zu Silvester und stellen Raritäten aus. Nur dieses Jahr wurden die Favoriten beschädigt.“ Ein Silvesterkrimi.

Der letzte Tag im Jahr war eiskalt, die Straßen waren über Nacht gefroren, selbst den Balkonen im Innenhof waren Eiszapfen gewachsen. Die Weihnacht ist nicht gerade meine Lieblingsnacht, aber Silvester ist die Nacht, auf die ich wirklich verzichten kann. Demgemäß versuche ich, sie jedes Jahr zu verschlafen, was an und für sich nicht schwierig ist, denn ich habe keinen großen Freundeskreis, doch seit ich Miss Kleinaus Hastings geworden bin – Mr. Stringer wäre akkurater, aber der tritt nur in den Margaret-Rutherford-Filmen auf, außerdem ziehe ich einen weniger vertrottelten Namensgeber vor –, ist es schwieriger geworden, meine Einsamkeit zu pflegen.

So auch am Silvesterabend: Am 30. Dezember hatte ich Miss Kleinau noch eine SMS geschickt, in der ich ihr von meinen guten Vorsätzen für den Jahreswechsel berichtet hatte, „The Walking Dead“-Staffel 4 bis (wahrscheinlich) 8, dazwischen Sacherwürstel und Schokolade vom Christbaum, und danach Pummerin und Walzer schauen um Mitternacht. Von Miss Kleinau kam ein „Thumbs up“ zurück, und ich freute mich schon auf meine Silvester-Klausur.

Kaum hatte ich es mir in meiner Jogginghose vor dem Fernseher gemütlich gemacht, als es an der Tür klopfte. Schnell knipste ich sämtliche Geräuschmacher aus und hielt die Luft an, das Klopfen konnte nur Gesellschaft bedeuten.  „Na kommen Sie schon, Hastings, machen Sie auf! Ich weiß, dass Sie zu Hause sind. Ich hab’s Schwarz auf Handy!“

Grummelnd schlurfte ich zur Wohnungstür und öffnete sie einen Spaltbreit. Vielleicht konnte ich sie abwimmeln. Für alle Fälle nahm ich ein Sacherwürstel mit. Man weiß ja nie. Miss Kleinau warf einen mitleidigen Blick auf mein Würstel. „Das können’S mitnehmen. Und was zum Überwerfen bitte auch. Wir werden gebraucht“, erklärte sie knapp und polterte schon die Treppe hinunter. „Wo werden wir denn bitte heute gebraucht?“, protestierte ich. „Und wieso werde ich gebraucht? Ich brauche mich selbst mal zur Abwechslung!“

Detektive brauchen eine Zigarette

Miss Kleinau warf mir noch einen mitleidigen Blick zu. „Das sehe ich“, sie stieg ächzend in ihre Blechkarre; dieses Gefährt Auto zu nennen, war gewagt. „Und wer braucht uns?“, murrte ich, während ich mich auf die Rückbank zwängte. Miss Kleinau hatte die Angewohnheit, die Highlights ihrer Wohnung auf dem Beifahrersitz zu stapeln, Halstücher, Handtücher, Handschuhe, Schuhbürste, Borstenschwein zum Kuscheln, um nur ein paar zu nennen. Sie beantwortete meine Frage nicht, sondern fuhr los, schnurstracks in die Dunkelheit.

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