Ein kurzer NS-Glanz, dann vierzig Jahre Einzelhaft.
Ist eine Biografie eine objektive Darstellung? Sicher nicht. Sei die Dokumentation noch so akribisch – jeder Verfasser hat seine Vorurteile, hat Vorstellungen und Thesen im Kopf, die dann oft durch die Art des Zugriffs auch noch bestätigt werden. Aber geht es ganz ohne Empathie, wenn man sich jahrelang mit einer Person der Zeit- oder gar Weltgeschichte beschäftigt?
Schwer zu beantworten, wenn wir von Rudolf Hess (1894–1987) sprechen, nomineller „Stellvertreter des Führers“ in der Partei, seit 1946 abgesondert von der Öffentlichkeit im Spandauer Gefängnis, nach vierzig Jahren in enger Haft dort auch gestorben.