Boykottaufruf

Auch Judith Butler unterschrieb: Wer steckt hinter „Strike Germany“?

Judith Butler wurde mit ihren Theorien zu Gender und Sexualität bekannt
Judith Butler wurde mit ihren Theorien zu Gender und Sexualität bekanntIMAGO/xWireStockx
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Den Boykottaufruf „Strike Germany“ hat neben Nobelpreisträgerin Annie Ernaux auch Philosophin Judith Butler unterschieben. Von wem die Forderung nach dem Bestreiken deutscher Kultureinrichtungen ausgeht, ist allerdings undurchsichtig.

Seit ein paar Tagen wird auf der Website „Strike Germany“ zum Boykott bzw. zum Bestreiken deutscher Kultureinrichtungen aufgerufen. Begründet wird der Aufruf mit einer „McCarthy-Politik“ Deutschlands, „die Meinungsfreiheit, besonders Solidaritätsbekundungen mit Palästina“ unterdrücke. Schlagzeilen machte die Bewegung, weil sich unter den Unterstützern auch prominente Namen finden: Erst die französische Literatur-Nobelpreisträgerin Annie Ernaux, was deren Verlag auch bestätigte. Und nun taucht auch Judith Butler auf. Überraschend ist das nicht: Die amerikanische Feministin und Philosophin gilt als Fürsprecherin der des antisemitischen Bündnisses Boycott, Divestment and Sanctions (BDS). Bei einer Podiumsdiskussion in Berkeley 2006 habe sie die Terrororganisationen Hamas und Hisbollah auch als „soziale“ und „progressive“ Bewegungen und Teil einer „globalen Linken“ bezeichnet, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“.

Den „Strike Germany“-Aufruf haben auch andere (weniger) prominente Kulturschaffende unterschrieben: darunter die Pariser Musikerin Yasmine Hamdan, die Schauspielerin Indya Moore („Pose“), die frühere Documenta-Leiterin Catherine David, der Künstler Lawrence Abu Hamdan und die französische Postkolonialismus-Theoretikerin Françoise Vergès. Aus Österreich finden sich keine bekannten Namen.

Marika Rökk († 2004) auf Liste der Unterstützer

Unklar ist, ob die Namen überprüft wurden. Ernaux‘ Unterschrift hat ihr Verlag besätigt. In der Liste der Unterzeichner findet sich allerdings auch eine Schauspielerin namens Marika Rökk. Der deutsche Schauspielstar gleichen Namens ist 2004 gestorben. 

Weniger öffentlich als die Unterstützer sind die Initiatoren. In den FAQs der rudimentären, in Englisch gehaltenen Website, die an die Anfänge des Internetzeitalters erinnert, findet sich zwar ein Punkt „Wer steckt hinter Strike Germany?“ Die Antwort ist aber vage. Von einem „breiten Zusammenschluss von Künstlern, Filmemachern, Schriftstellern und Kulturarbeitern in Berlin“ ist die Rede. Dann wird noch darauf hingewiesen, dass es sich nicht um eine Organisation handle. Namen tauchen weder in der E-Mail-Adresse, noch auf den Instagram- oder Twitter-Konten auf. Mit welcher Seite im Nahost-Konflikt sich die Initiatoren solidarisieren, lässt sich durchaus an Farben anlesen: Website und Social-Media-Auftritte sind durchwegs in Rot, Schwarz, Grün und Weiß gehalten – wie die Flagge Palästinas. (her)

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