Kolumne

Machtvolle Traumjobs

Trotzdem Abheben zum Traumjob
Trotzdem Abheben zum Traumjob(c) Getty Images (pinstock)
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Die aktuelle Diskussion in puncto Traumjobfindung ist in einem gewissen Milieu sehr stark vom Thema Sinn geprägt. Das verdeckt sehr oft einen der ureigensten menschlichen Beweggründe sich für eine berufliche Richtung zu entscheiden, nämlich Macht und Einfluss in der Welt auszuüben. 

Menschen wollen etwas in der Welt bewirken. Das hat schon Niccolò Machiavelli im 16. Jahrhundert erkannt, als er uns mit El Principe das dunkle Standardwerk zu diesem Thema hinterlassen hat.

Bis heute hat diese Anleitung wie Menschen politische Macht erlangen können, wenig von seiner Popularität verloren und für viele ist der Machtbegriff an sich nach wie vor eng damit verknüpft. Mittlerweile hat sich die Vorstellung von Macht erweitert und verändert.

Heute wissen wir, dass Machtverhältnisse längst nicht nur Teil des politischen Spiels sind, sondern in jeder noch so kleinen Interaktion mit schwingen und beinahe jeden Beziehungsbereich durchdringen.

Deshalb hat ihre Anziehungskraft für uns Menschen über all die Jahrtausende nicht gelitten. Und selbstredend spielt sie auch in unseren Karriereentscheidungen eine Rolle. Für manche mehr, für manche weniger. Wie machtgeil wir wirklich sind, wird oftmals gut verschleiert. Stellt sich also die Frage, welches Gewicht hat dieser Aspekt in unserer Karriere bzw. wie bewusst ist er uns?

Was sind machtvolle Jobs?

Wenn es um diese Frage geht, nennen viele in einem Atemzug natürlich Politiker, Wirtschaftskapitäne, Banker oder Ärzte. Das mag ja durchaus zutreffend sein, wenn sich Geld und Macht die Hand reichen. Was bei vielen dieser Jobs auch so ist und sich deshalb nur schwer trennen lässt.

Geht es vorrangig darum Einfluss zu nehmen oder Ansehen zu haben, gesellen sich Künstler, Philosophen, Influencer oder Anführer von diversen aktuell populären gesellschaftlichen Bewegungen (Klima, Gender etc.) ebenfalls dazu. Das Schwingen der Moralkeule, das hat schon Nitsche aufgedeckt, ist ja ebenfalls ein sehr machtvolles Werkzeug.

Nichts desto trotz ist das allerdings etwas zu kurz gedacht, weil Macht auf vielen unterschiedlichen Ebenen entsteht. Zumindest aber immer dann, wenn ein Mensch qua Position Einfluss auf andere Menschen ausüben darf oder soll. Somit ist schon die kleinste Ungleichstellung zwischen zwei an und für sich Gleichberechtigten ein Machtgefälle.

Dazu gehört dann also so ziemlich jede noch so kleine Führungsposition (zb Gruppenleiter, Teamleiter etc.) und von denen gibt es ja in unserer Jobwelt mehr als genügend. In den wenigsten Fällen wird jedoch von Menschen behauptet werden, dass sie es als lustvoll oder erhebend empfinden über andere zu „herrschen“.

Und das, obwohl mittlerweile erwiesen ist, wie gut uns die Macht, nicht nur aber auch, tut. Menschen mit Macht haben einen besseren Selbstwert, leben in der Regel länger und haben öfter Sex um nur einige positive Machtaspekte herauszustreichen.

Machtlose Menschen empfinden häufiger Stress und Ängste, was sich wiederum auf ihren Körper und ihre Lebenssituation auswirkt. Unkontrollierte Machtverhältnisse haben selbstverständlich negative Auswirkungen auf die Machthaber. Sie können zu wahnhafter Selbstüberschätzung führen, sorgen für Empathieverlust oder verleiten zu unmoralischem Handeln etc..

Wie kann ich Macht erlangen?

Macht wird einerseits durch Machtspielchen ergriffen und andererseits kann sie uns in einem geregelten Umfeld auch verliehen werden. Im ersten Fall erfolgt dies durch machiavellistische Methoden der Einschüchterung, Abwertung etc. Im zweiten Fall sind andere Zugänge erforderlich. Nachfolgendes empfehle ich meinen New/Outplacement Kandidat:innen und zwar:

  1. Macht bekommt derjenige, der etwas zur Stärkung des Anderen beiträgt: Selbstredend verspricht sich eine Person einen Nutzen daraus, wenn sie ihre Macht an jemanden überträgt. Ein Kollege, der andere fördert und unterstützt, von dem nimmt man an, er wird selbiges wohl auch als Führungskraft tun. Im Gegenzug bedeutet es wiederum den Anderen nicht zu ent- bzw. abzuwerten oder toxische Gerüchte in Umlauf zu bringen. 
  2. Macht entsteht durch die Schaffung von Netzwerken: Um sein Anliegen in die Welt zu tragen, benötigt es tragfähige Verbindungen zu anderen Menschen. Das heißt machtvolle Menschen sind auch immer gute Netzwerker und verstehen es Beziehungen zu anderen zu gestalten. Karrierenetzwerke sind entscheidend für einen langfristigen Erfolg. Die Mär vom self-made-Man ist längst überholt. 
  3. Macht wird durch Ansehen verstärkt: Menschen, die ihre eigene Reputation für andere einsetzen können ihre Machtfülle vermehren. Der Einsatz endet also nicht bei der Hilfe im Job, sondern umfasst auch Initiativen, die außerhalb des beruflichen Umfeldes stattfinden. Das sind Menschen, die ihr Ansehen dafür einsetzen für die Gesellschaft etwas weiterzubringen. 
  4. Empathie und Dankbarkeit sind eine langfristige Machtbasis: Verliehene Macht beruht auf einem Verständnis für die Machtlosen. Verliert man diese Verbindung zur Basis, geht auch die Macht verloren. Das ist oft der Übergang zur „dunklen Seite der Macht“, weil sich die Machhabenden nicht gerne davon verabschieden wollen. Teams machen dann Dienst nach Vorschrift und sind nicht mehr bereit, die Extrameile für ihren Chef zu gehen. 

Es ist naiv zu glauben Traumjobs ergäben sich so ganz ohne Einflussnahme. Die viel entscheidendere Frage ist wohl eher welcher Machmittel wir uns bedienen, um ihn zu erlangen. Ohne Gestaltungswillen sind wir der Einflussnahme anderer ausgesetzt und wer will schon darauf hoffen?

Gutes Gelingen

Michael Hanschitz

Knopp

Michael Hanschitz ist seit nunmehr 15 Jahren als New/Outplacementberater, Autor und Karrierecoach tätig. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens Outplacementberatung (www.outplacementberatung.co.at) und Autor des Buches Menschen fair behandeln. Mit seiner Arbeit unterstützt er Menschen und Organisationen in schwierigen Veränderungsprozessen. Beraten mit Herz und Verstand lautet seine Devise.

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