Pizzicato

Emmanuel, das Chamäleon

Frankreichs Präsident ist ein Mann für alle Jahreszeiten: In Berlin sprach er Deutsch, in Hamburg verzehrte er ein Fischbrötchen - ein Akt der Höflichkeit gegenüber dem Gastgeber.

Da staunten Frank-Walter Steinmeier, Olaf Scholz und Angela Merkel im Bundestag in Berlin neulich nicht schlecht. Aus dem Mund des Trauerredners beim Staatsakt für Wolfgang Schäuble perlten deutsche Worte mit französischem Akzent. Nicht nur, dass Emmanuel Macron eingeflogen war – Ehrensache für den Präsidenten, hatte sich Schäuble ihn doch als Ehrengast gewünscht.

Macron streute in seine Rede auch absatzweise deutsche Sätze ein. Das hätte leicht peinlich werden können – wie umgekehrt, wenn Deutschsprachige ihr eingerostetes Schulfranzösisch hervorkramen. Mais non, merci. Charme war Macrons Deutsch jedenfalls nicht abzusprechen. Am Ende erhoben sich alle von den Sitzen. Chapeau! Macron hatte sich ein Vorbild genommen an Charles de Gaulle, wie er das immer öfter tut. Auch der General hatte eine legendäre Rede zum Teil in Deutsch gehalten. Macron, der Streber, engagierte für die Schäuble-Rede eigens einen Deutschlehrer – wie er auch einmal einen Schauspielllehrer verpflichtet hatte.

Macron, das Chamäleon: Einmal posiert er als Boxer, einmal trinkt er ein Bier aus der Flasche auf ex. In Hamburg ließ er sich zum Verzehr eines Fischbrötchens verführen. Eine Geschmacksverirrung für an Austern gewöhnte französische Gaumen. So etwas mögen sie auf dem Fischmarkt: „Moin, Moin, Emmanuel.“

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

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