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Ich spiele, also lerne ich – mit Barbarossa auf den Kreuzzügen

Geschichte anders erfahren: Lernen durch Emotionen.
Geschichte anders erfahren: Lernen durch Emotionen.Foto: Saskia Etschmaier/Picturedesk
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Ich erforschte den Kommunismus und wurde als deutscher Kanzler plötzlich von meinen Beratern als „Hey, Genosse“ angesprochen, nachdem sie kurz zuvor in der Monarchie-Epoche noch „Seid gegrüßt, meine Majestät“ gesagt hatten. Über Geschichte und Computerspiele.

Wissen Sie, was Triarier sind? Nun, ich weiß das, seit ich zwölf Jahre alt bin. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich bereits als Kind liebend gern Bücher über österreichische Burgen oder einen Bildband mit dem Titel „Imperium Romanum“ durchgeblättert habe. Es liegt auch nicht daran, dass sich mein Lateinlehrer in der siebten Klasse die Mühe machte, einem Haufen 17-Jähriger den Aufbau der Armee der Römischen Republik vor den Heeresreformen des Gaius Marius zu erklären. Denn als mein Lehrer dies erzählte, wusste ich bereits, wovon er sprach.

Der Großteil meines Wissens über geschichtliche Ereignisse, Personen und Länder speist sich nicht aus den unzähligen Geschichtsstunden in der Schule. Mehr als in anderen Bereichen findet das Lernen von Geschichte durch Emotionen statt. Noch nachhaltiger gestaltet sich das Lernen durch das Angreifen, das Anfühlen und nicht zuletzt durch das Eintauchen in Geschichte, immersives Lernen also, um ein Modewort zu benutzen.

Wie aber gestaltet sich so ein Lernen, wenn es um Völker, Personen, Lebenssituationen, Gesellschaften und Ereignisse geht, die Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte oder Jahrtausende zurückliegen, und von denen wir oft nur Geschriebenes besitzen oder, wenn wir Glück haben, Gemälde oder Fotos bzw. Filmaufnahmen? Das Eintauchen kann dann oft nur ein virtuelles sein.

Das, was man in der Schule vorfindet, sind oft nur leere Inhalte

Tonio Schachinger erzählt in seinem Roman „Echtzeitalter“, der mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichnet worden ist, davon, wie der Gymnasiast Till in so einer Welt versinkt, nämlich jener von „Age of Empires II“, einem im Mittelalter angesiedelten Spiel von Microsoft aus dem Jahr 1999. Fast verzweifelt klingt Till, wenn er darüber nachdenkt, wie er seinen Eltern erklären könnte, dass das Erlebnis, das er vor dem PC erfährt, ihn in eine andere Welt katapultiert, in der Völker gegeneinander kämpfen, Technologien erforscht und Einheiten ausgebildet werden. Könnte jemand, der vor den 1990er-Jahren seine Jugend verbracht hat, verstehen, dass dies der eigentliche Geschichtsunterricht ist, und das, was man in der Schule vorfindet, oft nur leere Inhalte sind, die man für einen Test lernt, um sie eine Woche später schon wieder vergessen zu haben?

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