WTA Linz

Reichels Millionen-Investition in das Linzer Tennisturnier

Der Linzer Centre Court.
Der Linzer Centre Court. Gepa
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Veranstalter Peter Michael Reichel über die Zukunft der Upper Austria Ladies, seine Flucht nach vorne und Turniere in Saudiarabien.

Das mit 922.573 Dollar dotierte Upper Austria Ladies geht diese Woche erstmals als WTA500-Event in Szene. Möglich gemacht hat dies Turniergründer und Veranstalter Peter Michael Reichel mit einer Rieseninvestition. Für das Upgrade hat der - seit fast 25 Jahren in wichtiger WTA-Funktion sitzende - Oberösterreicher über sechs Millionen Dollar in die Hand genommen. Zudem wird das Turnier wegen einer Preisgeldanpassung an die Männer 2031 gar 2,2 Mio. Dollar ausschütten.

Es ist bereits die 33. Auflage jenes Tennis-Turniers, das Reichel einst auch für seine damals aufstrebende Tochter Sandra gegründet hat. Peter Michael Reichel ist seit Jahrzehnten in der Sportszene nicht wegzudenken, war auch langjähriger LASK-Präsident und sitzt als Europavertreter im WTA-Tour-Board der Turnierdirektoren.

Der 71-jährige Welser lebt mittlerweile in der Schweiz und ist nach wie vor in Sachen Tennis rund um die Welt unterwegs. Ans Aufhören denkt er nach wie vor nicht, wie Reichel in Linz verriet. „Da ist mein Vater mein Vorbild. Er hat bis 96 gearbeitet und ist dann plötzlich eingeschlafen“, sagte Reichel, dessen Tochter Sandra nun gut 25 Jahre lang Turnierdirektorin in Linz und weiters beim WTA-Turnier in Hamburg ist.

Peter Michael Reichel mit Tochter Sandra (l.) und Barbara Schett.
Peter Michael Reichel mit Tochter Sandra (l.) und Barbara Schett. Gepa

Der Schritt, das Linzer Turnier einem Upgrade zu unterziehen, war für das Event im Design Center überlebenswichtig. „Das war natürlich auch eine Flucht nach vorne. Es war ein Megainvestment notwendig, aber wir sind dadurch auf der Maintour. Was immer in Zukunft an Tourstrukturen diskutiert wird, sind wir auf jeden Fall bei den besseren Turnieren dabei“, schildert Reichel.

Das Budget musste mehr als verdoppelt, das Preisgeld von rund 250.000 auf über 900.000 Dollar angehoben werden. „Und dieses steigt ja jetzt jedes Jahr. Es geht bis 2031 auf 2,2 Millionen Dollar“, verrät Reichel. Grund dafür ist die Absicht der Womens Tennis Association (WTA), bis dahin für 500er- und 1000er-Turniere das Preisgeld ganz an jenes der Männer anzugleichen. Linz ist also schon 2025 ein Millionenturnier.

Die Investition für die neue Superlizenz hat in der Tat ein Vermögen gekostet: „Ich musste ja Lausanne rauskaufen, damit wir das machen, haben es gemerged mit Linz und eine dritte von der WTA gekauft. Wir haben also aus drei 250ern ein 500er-Turnier gemacht.“ Was das gekostet hat? „Wir haben über sechs Millionen Dollar investiert.“ Dafür bleibt diese Lizenz im Familienbesitz, als Zukunftsaktie sozusagen. „Man wird sehen - unsere Enkeltocher ist jetzt 12“, scherzt Reichel.

Turnierdirektorin Sandra Reichel.
Turnierdirektorin Sandra Reichel.Gepa

Nun gilt es einmal, das neue 500er-Event zu etablieren. Nicht unwichtig wäre es auch noch, den Termin unmittelbar nach den Australian Open ein wenig nach hinten zu schieben. „Momentan sind wir in einer nicht sehr leichten Woche, weil von Australien die lange Reise ins Indoor nach Europa ist nicht optimal. Aber wir hätten die Wimbledonsiegerin am Start gehabt, die leider verletzt ist“, erklärte Reichel. Nun ist Jelena Ostapenko, als aktuelle Nummer 12, die Nummer eins in Linz.

Reichel strebt an, ähnlich wie es auf der ATP-Tour auch schon gehandhabt wird, in direkte Konkurrenz mit einem zweiten 500er-Turnier in der gleichen Woche (Abu Dhabi ab 5.2.) zu gehen. Also wie im Vorjahr wieder eine Woche später zu spielen. So wie es bei den Männern u.a. in Wien und Basel der Fall ist. Optimistisch macht Reichel, dass es einen ersten Präzedenzfall auf der WTA-Tour gibt: Heuer finden mit Eastbourne und Bad Homburg zwei Rasen-500er zeitgleich statt. In jedem Fall will Reichel künftig zwei Top-Ten-Spielerinnen in Linz begrüßen.

Ob Reichel nach fast einem Vierteljahrhundert als WTA-Boardfunktionär im kommenden Sommer wieder kandidiert, hängt von einer anderen Entscheidung ab. „Ich bin im Komitee für die Suche nach einem neuen CEO. Es hängt auch damit zusammen wie sieht die Zukunft aus? Was für eine Qualität haben wir im Management?“

Tennis in der Wüste?

Auf WTA-Ebene steht auch die Vergabe der WTA Finals an. „Wir werden in den nächsten zwei, drei Wochen die Entscheidung treffen. Es gibt drei bis vier Möglichkeiten.“ Angebote liegen aus Europa, dem Nahen Osten, Asien und den USA vor. Wobei das US-Angebot weniger attraktiv sein soll. Die zuletzt heftigen Diskussionen rund um Saudi-Arabien kann Reichel nicht ganz nachvollziehen. „Es gibt in Saudiarabien sogar ein Gesetz, wonach Frauen gleich behandelt und gleich bezahlt werden müssen, das haben wir in Österreich nicht.“

Und wie sieht es mit einer immer wieder diskutierten, möglichen Verschmelzung der WTA mit der ATP aus? „So weit ich das Geschehen kenne und teilweise Teil dieser Gespräche bin, muss ich sagen, es wird keine Verschmelzung ATP/WTA geben“, glaubt Reichel. Dafür möglicherweise eine gemeinsame kommerzielle Firma. „Es geht darum, dass man akzeptiert, dass Frauen gleich wichtig sind wie Männer. Natürlich ist dann die Geldverteilung noch eine andere Frage. Weil, dass man immer noch für die Herren-Rechte mehr Geld kriegt als für die Damen-Rechte, ist einfach der Markt.“

Für Linz hofft Reichel für 2025 auf zusätzliche Sponsoren. Durchaus möglich ist, dass das Turnier dann auch einen neuen Titelsponsor hat. „Üblicherweise zahlen Hauptsponsoren die Preisgelder“, sagt Reichel. Und dann soll sich Linz entwickeln wie das Pendant in Wien. „Absolut. Natürlich muss es auf dem Niveau sein.“

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