Gastkommentar

2024 zählt jede Stimme

Peter Kufner
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Die Bürgerin und der Bürger sollten nicht denen glauben, die versprechen, dass alles wieder so wird, wie es einmal war!

Das bislang statisch stabile Gebäude der europäischen Demokratie kommt ins Rutschen. Und zwar durch die Sümpfe, die sich ausbreiten, weil allzu lang keine Bodenpflege betrieben wurde. Der Nachbar Deutschland hat eine hohe Warnstufe ausgerufen. Hunderttausende Demokraten gehen auf die Straße, um zu protestieren. In Österreich beginnt der Widerstand langsam aufzublühen. Allmählich verstehen die Europäer das starke Abdriften nach rechts als gefährliche Bedrohung, und zwar wegen des historischen Vorbilds aus den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts.

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Es gibt nicht nur die innere Bedrohung, die äußere hat uns allen Kriegsfolgen mit höheren Preisen, Inflation und latenter Verunsicherung beschert. Erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg bedrohen unseren Frieden und Wohlstand politische und ökologische Desaster. Erstmals scheint die Ahnung von Chaos und die Gefahr für die rechtsstaatliche Ordnung im Vormarsch. Wir nennen es noch nicht beim Namen, Vor-Denker in der Bundesrepublik Deutschland tun es dezidiert, wir sollten zumindest Mit-Denker sein.

Die Coronazeiten und das Leben danach sind zum Tummelplatz für Extremisten und Verschwörungstheoretiker geworden. Ja, manche Coronamaßnahmen waren überzogen, keine Frage. Die Entscheidungsträger wollten niemandem schaden, sondern den Menschen nützen. Österreich hat die Pandemie – den Umständen entsprechend, wie man so schön sagen kann – gut bewältigt.

Jetzt, nach den Höhepunkten der Coronakrise, sollte man solidarisch daran gehen, unsere Sicherheit zu schützen und unseren Wohlstand zu bewahren. Wir sollten nicht verspielen, was durch Jahrhunderte aufgebaut werden konnte, nämlich das stabile Gebäude der Demokratie. Wir haben alle Verantwortung dafür, was aufkocht und sich zusammenbraut.

Wir sind für die Segnungen unserer Demokratie verantwortlich. Den Wohlstand. Die Krankenversicherung. Die Pensionen. Die Straßen. Die Schulen. Die subventionierten Theaterkarten. Und alles andere.

Die Bürgerin und der Bürger sollten nicht denen glauben, die versprechen, dass alles wieder so wird, wie es einmal war!

Demokratie nicht gefährden!

Unsere Demokratie ist schon geworden, wir dürfen sie nicht gefährden, jetzt müssen wir sie bewahren.

Jeder hat gerade 2024 die Möglichkeit, seiner Gewissensschuld gerecht zu werden. Geben Sie bei jeder Wahl, an der Sie teilnehmen, sei es die Europa-, sei es die Nationalrats- oder eine Landtagswahl, jener wahlwerbenden Gruppe Ihre mitbestimmende Stimme, die sich unsere Kultur, unsere Menschlichkeit, unsere Sicherheit, unseren Wohlstand und unsere Zivilisation auf ihre Fahne geheftet hat – und nicht Corona-Verschwörungstheorien, Demokratiefeindlichkeit und sonstige Verteufelungen. Denken Sie an Ihre Mit-Verantwortung für die Zukunft!               

Janko Ferk ist Jurist, Schriftsteller und lehrt an der Universität Klagenfurt/Univerza v Celovcu. Lesung „Mein Leben. Meine Bücher“, heute, 14.2., 19 Uhr im Literaturhaus Wien. Der Autor spricht im Anschluss mit dem Verfassungsrechtsexperten Heinz Mayer.

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