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Das letzte Schuhband-Loch: Wozu ist das gut?

So geht die Masche mit der Masche
So geht die Masche mit der MascheTom Rottenberg
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Praktisch alle Laufschuhe haben ein mysteriöses Schuhband-Loch, das frei bleibt. Dass das keinesfalls ein Zier-Loch ist, sondern eine ganz wichtige Funktion erfüllen kann, wissen viele Läuferinnen und Läufer nicht.

Herauszufinden, ob die Person, die einem im Sportgeschäft gegenübersteht Ahnung von der Materie hat, oder eher nur dekorativ herumsteht, ist gar nicht schwer: Man nehme einen – beliebigen – Laufschuh aus dem Regal, halte ihn dem Verkäufer oder der Verkäuferin unter die Nase, zeige auf das oberste Schuhband-Loch und frage mit treuherzigem Blick: „Warum ist da ein Loch übrig?“ Rudert oder redet der – angebliche – Fachberater (oder die Fachberaterin) da herum, weicht er oder sie aus oder fabuliert blumig Nonsens über Design oder Tradition, ist es Zeit, den Shop zu verlassen: Dieser Verkäufer, diese Verkäuferin ist ahnungslos – und wo einer oder eine solche „Servicekraft“ ungehindert so fuhrwerken kann, sind die anderen meist auch nicht besser. Und – das nur nebenbei – ist es leider sehr oft so: Je größer und internationaler eine Sportartikel-Kette ist, umso eher.

Denn auf die Frage nach dem letzten Loch im Laufschuh gibt es genau eine richtige Antwort: „Das braucht man für die Marathonschnürung.“ Und wenn der Kunde dann fragend schaut, wird die kundige Kraft nicht nur umgehend erklären, was diese Schnürung ist und kann, sondern auch zeigen, wie sie funktioniert: Indem man das Schuhband nach dem „traditionell“ letzten Loch auch noch hier oben durchfädelt, aber eine Schlaufe stehen lässt. Danach wird das Schuhband durch die auf der anderen Seite ebenso gebildete Schlaufe gezogen, bevor man eine Masche macht. Voilà: die Marathonschnürung.

Fuß fester und stabiler in den Schuh gedrückt

Wozu die dient? Dadurch wird der Fuß – vor allem die Ferse – fester und stabiler in den Schuh gedrückt, dank der Schlaufe aber mit einer höheren Elastizität und auch in der Länge variabel. Diese (früher) auch „Fersenschnürung“ genannte Technik gibt mehr Halt – ohne aber den Druck zu erhöhen. Auch wenn man die Masche richtig fest anzieht, um die Gefahr zu reduzieren, dass Schuhbänder sich bei langen, schnellen Läufen lösen. Daher kommt auch der Name.

Extraschlaufen für die Masche
Extraschlaufen für die MascheTom Rottenberg

Wieso werden aber dann nicht alle Laufschuhe von vornherein mit Marathonschnürung ausgeliefert? Ganz einfach: Die dank der Marathon-Schlaufenführung nun deutlich kürzeren Bänder rutschen – bei ausgezogenen Schuhen – gerne aus der Gegenüber-Schlaufe. Wer die Schnürung beim Kauf nicht gezeigt und genau erklärt bekommen hat, der oder die steht dann ziemlich rat- und planlos da. Da aber nicht nur der Anteil der ahnungslosen Verkäuferinnen und Verkäufer steigt, sondern Laufschuhe auch immer öfter ohne jede Beratung nach Farbe, Preis, Marke oder Image gekauft werden, haben auch immer mehr erfahrene Läuferinnen und Läufer noch nie von der Schnürung und von Sinn oder Funktion des letzten Lochs gehört.

Jede Menge Anleitungen und Tutorials im Internet

Und auf die Idee, mit alternativen Schnürungen – etwa durch das Auslassen von Löchern, dem Ganz-anders- oder Doppeltführen an „kritischen“ Stellen – Scheuer- oder Reibungsstellen auf eigene Faust entgegenzuwirken, oder aber Druck und Halt im Schuh dort zu verstärken, wo es sich subjektiv richtig anfühlt, kommt erstaunlicherweise kaum je jemand. Obwohl es auf Youtube dazu unter dem Suchbegriff „Marathonschnürung“ jede Menge Anleitungen und Tutorials gibt. Dabei wäre zu experimentieren durchaus sinnvoll: Spitzenläuferinnen und -läufer tüfteln meist lange und ausführlich, um den Schuh optimal an den Fuß anzupassen. Denn Füße sind verschieden und Patentrezepte immer nur Kompromisse.

Das gilt auch – um zum letzten Loch zurück zu kommen – für die Marathonschnürung. Ob die sich gut oder ganz ganz übel anfühlt, lässt sich nur auf eine Art herausfinden: Ausprobieren – nicht im Shop, sondern beim Laufen. Um den Unterschied tatsächlich zu spüren, vielleicht ja sogar mit links und rechts unterschiedlich geschnürten Schuhen.

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Erfahrungsgemäß gibt es danach drei Typen von Läuferinnen und Läufern: Die, die ab dann nie mehr ohne Marathonschnürung rennen wollen. Die, die mit diesem Mehr an Halt in der Ferse absolut nicht glücklich werden. Und die, die keinen Unterschied spüren.

Aber um zu wissen, zu welcher Gruppe man gehört, ist es wichtig, eine Frage beantworten zu können: Die nach dem letzten Loch bei Laufschuhen.

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