Architektur und Design

Adolf Loos wird umgebaut – die Mustersiedlung am Wiener Heuberg

<strong>Loftartiges Raumgefühl </strong>in der neu konzipierten Küche. Heuberg-Siedlung in Wien-Hernals, errichtet 1923/24.
Loftartiges Raumgefühl in der neu konzipierten Küche. Heuberg-Siedlung in Wien-Hernals, errichtet 1923/24.Foto: David Schreyer 
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Wiens Siedlern auf der Spur: Auf dem Heuberg reihen sich kleine Häuser mit großen Nutzgärten aneinander, 17 Planer entwickelten 17 Haustypen. Eines dieser Häuser wurde nun ausgebaut.

Die Geschichte der Siedlerbewegung ist eine von solidarischer Selbstermächtigung. Sie begann um 1918 mit einer illegalen Landnahme durch Zehntausende verzweifelte, verarmte, ausgestempelte, hungrige Menschen aller Klassen. Sie bauten ihr eigenes Gemüse an und errichteten sich „um alle Eigentumsrechte unbekümmert“ (Otto Bauer) provisorische Behausungen in sogenannten Bretteldörfern im Wald- und Wiesengürtel Wiens, aber auch auf Militärparadeplätzen, in Parks und Brachstätten der Stadt. In den 1920er-Jahren wurden sie von der Stadtregierung legalisiert und in die Verwaltung eingegliedert.

Adolf Loos leitete das städtische Siedlungsamt, er plante auch die Siedlung auf dem Heuberg. Minimierte Reihenhäuser in Schottenbauweise mit Nutzgarten zur Selbstversorgung, Loos parzellierte sie so, dass die Gärten 40 bis 50 Meter lang und gut besonnt waren, er zeichnete sogar die Beete ein. Siedler und Siedlerinnen leisteten 3000 Arbeitsstunden am Bau, die fertigen Häuser wurden verlost. 17 Architekten entwarfen auf dem Heuberg 17 Haustypen, auch Loos’ Mitarbeiterin Margarethe Schütte-Lihotzky plante zwei Häuser.

Loos realisierte dort acht Musterhäuser als „Haus mit einer Mauer“, das er 1921 patentieren ließ. Es fasst Feuer- und Außenmauer zweier benachbarter Häuser zur gemeinsamen tragenden Trennwand zusammen. Beider 5,5 Meter lange Deckenbalken konnten sie als Auflager nutzen, das sparte wertvolles Baumaterial.  

Einst winzig wie eine Skihütte

Für heutige Verhältnisse sind die Häuser sehr klein, die großen Gärten, das merkbar kühlere Mikroklima und die günstigen Mieten machen sie resilient. Sie so umzubauen, dass auch die Nachkommen der Errichtergeneration gern darin wohnen, birgt großes Zukunftspotenzial. Die Mauern sind hellhörig, die Nachbarschaft kommt einander sehr nah. Soziale Verträglichkeit empfiehlt sich, auch das birgt Zukunftspotenzial.

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