Hotels

Neuzugänge halten in Wien die Preise hoch

Von Jänner bis November 2023 stieg der Beherbergungsumsatz in Wien auf 1,08 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019, vor der Coronapandemie, entspricht das einem Zuwachs von einem Fünftel. 
Von Jänner bis November 2023 stieg der Beherbergungsumsatz in Wien auf 1,08 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019, vor der Coronapandemie, entspricht das einem Zuwachs von einem Fünftel. Getty Images
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Die Stadthotellerie hat sich fast vollständig erholt. Das sehen offenbar auch in- und ausländische Investoren so, die in Wien im gehobenen Segment neue Hotels aufsperren.

Auf den ersten Blick sieht es gut aus für die heimische Hotellerie. „Wir haben die Pandemie abgeschüttelt“, sagt Walter Straßer, Unternehmenssprecher des Wien Tourismus. „Mit 17,3 Millionen Nächtigungen lagen wir 2023 nur um zwei Prozent unter den Zahlen von 2019, allerdings bereits über jenen von 2018.“ Was durchaus erfreulich ist, wenn man bedenkt, dass die Branche zu den am schwersten getroffenen der Pandemie zählte. Und manch einer schon auf all die schönen Eigentumswohnungen in Bestlage schielte, die sich nach der großen Konkurswelle der Beherbergungsbetriebe entwickeln lassen würden.

Alexander Ipp, Vizepräsident und Landesvorsitzender Wien der Österreichischen Hoteliervereinigung, freut sich naturgemäß darüber, dass die großen Horrorszenarien ausgeblieben sind. Ganz so positiv, wie diese Zahlen vermuten lassen, sei die Lage allerdings nicht, betont er: „Jubelmeldungen schießen über das Ziel hinaus. Denn: Wenn man die Entwicklung der Nächtigungen von 13,5 Millionen im Jahr 2014 bis zu den 17,6 Millionen in 2019 fortgeschrieben hätte, wäre man 2023 bei knapp 20 Millionen angekommen.“

Stattdessen liege die Hotellerie immer noch unter Vorkrisen-Niveau – und das um 300.000 Nächte, rechnet er vor. Darüber hinaus träfen Faktoren wie die gestiegenen Zinsen, Energiekosten und Lebensmittelpreise die investitionsintensive Branche ebenfalls stark. Außerdem seien viele Zuschüsse aus der Coronazeit bis heute nicht ausgezahlt – was das Leben als Hotelier derzeit auch nicht leichter macht. In die Zukunft blickt der Interessenvertreter dennoch optimistisch – und ist damit nicht allein, wie die kommenden Hoteleröffnungen großer internationaler Gruppen zeigen.

Asiatische Player investieren am Wiener Hotelmarkt

„Besonders im Luxusbereich freuen wir uns auf das Mandarin Oriental, das 2025 eröffnen wird“, betont Straßer. Zusammen mit der Übernahme des Kempinski im Palais Hansen durch die thailändische Minor-Gruppe, zu der die Anantara-Hotels gehören, kämen damit zwei große asiatische Player auf den Wiener Markt, „die sicherlich auch ihre eigene Klientel mitbringen“. Heimische Neueröffnungen werden heuer das zwölfte Hotel der Arcotel-Gruppe am Franz-Josefs-Bahnhof und ein weiteres Schani-Hotel in der UNO-City sein. Die britische Hoxton-Gruppe sperrt ihr erstes Hotel im Gewerbehaus am Rudolf-Sallinger-Platz im Dritten auf. Außerdem kommt mit der Imperial Riding School in der Ungargasse ein weiteres Marriott-Hotel nach Wien, und Konkurrent Hilton eröffnet in der Diefenbachgasse im 15. Bezirk das Hampton Inn Vienna City West.

Also Projekte, mit denen der Eröffnungsreigen der vergangenen beiden Jahre fortgesetzt wird, in denen unter anderem so prestigeträchtige Häuser wie das Almanac, das Amauris und das Rosewood neu hinzukamen. „Diese Häuser sind natürlich ganz wichtig, um die Preise hoch zu halten“, sagt Straßer.

Denn Wien gehört traditionell zu den eher hochpreisigen Destinationen. 60 Prozent der Hotels liegen hier im Vier- und Fünfstern-Bereich, wobei sich manche Häuser aus strategischen Gründen nicht kategorisieren lassen wollen. Was nicht bedeute, dass es in Wien keine Unterkünfte im preisbewussten Segment gibt. „Grundsätzlich gilt immer: ‚Mass follows class‘ (Die Masse folgt der Klasse, Anm.), aber es ist natürlich der Mix, der es ausmacht“, weiß Straßer, von jung und hip, etabliert und luxuriös, internationalen Marken und familiengeführten Betrieben.

Kongresse erhöhen wieder die Auslastung der Hotels

Die Nachfrage nach den gehobenen Häusern wird aber vor allem durch eine erfreuliche Entwicklung beflügelt: Die Kongresse kommen zurück, unter anderem nach Wien. „Das war für die Stadthotellerie das Zünglein an der Waage“, ist Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung, überzeugt. Und wie es aussieht, werfen die Großveranstaltungen bereits heuer wieder ein ordentliches Gewicht in die Waagschale: Knapp 50 Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern stehen auf dem Kalender, sechs davon mit über 10.000. „Unter anderem haben wir den Europäischen Radiologie-Kongress und die Jahrestagung der Gastroenterologen, aber auch Großevents wie die Konzerte von Taylor Swift und Coldplay im August, die die Auslastung natürlich auch anheben“, so Straßer.

Außerdem sind aktuell über 200 Bewerbungen des Vienna Convention Bureau für Kongresse und Firmenveranstaltungen bis ins Jahr 2032 in der Welt unterwegs. Denn die Befürchtungen, dass der Kongresstourismus nach der Pandemie wahlweise tot oder maximal ein Hybridgeschäft sein wird, sind zum Glück für den Wiener Hotelmarkt nicht eingetroffen. „Kongressgäste, Großveranstaltungen im Seminar- und Tagungsbereich plus Incentives gibt es nach wie vor“, sagt Ipp. „Allerdings sehen wir einen Rückgang der individualreisenden Geschäftsleute, da haben Onlinemeetings vieles abgelöst.“ (sma)

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