Rothschild

Einmal war Enzesfeld Nabel der Welt

Kitty Rothschild, gemalt von John Quincy Adams 1916.
Kitty Rothschild, gemalt von John Quincy Adams 1916.Wikipedia/Österr. Galerie Belvedere
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Edward VIII. im Schloss von „Kitty“ von Rothschild.

Im Dezember 1936 wimmelte es in der kleinen verarmten Industriegemeinde Enzesfeld im Bezirk Baden bei Wien vor Pressefotografen, Reportern aus aller Herren Länder, Adabeis, Ortsbewohnern: Im gleichnamigen Schloss des Barons Eugen von Rothschild hatte als Gast jener Mann Aufenthalt genommen, der wenige Tage zuvor noch als King Edward VIII. das britische Empire beherrscht hatte. Aus Liebe zu der zweimal geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson trat er zurück, verließ sein Reich, hatte aber überhaupt nichts vorbereitet. So landete der nunmehrige „Herzog von Windsor“ quasi als Flüchtling bei seiner Bekannten „Kitty“ Rothschild, Eugens mondäner Gattin, in Niederösterreich. 15 Wochen hielten die noblen Gastgeber durch, dann waren beide Seiten erleichtert, als der Ex-König nach Frankreich weiterzog. Edwards Telefonrechnungen irritierten selbst den Baron Rothschild, den man wohl zu den reichsten Männern der Welt zählen durfte.

Cathleen (Kitty) Wolff, 1885 in Philadelphia geboren, geschiedene Mrs. Spotswood, geschieden vom schwerreichen Grafen Schönborn-Buchheim, war Luxus gewöhnt. Sie war die erste Katholikin, die 1925 in den Rothschild-Clan einheiratete, aber nicht zum mosaischen Glauben übertrat, sehr zum Verdruss der Bankiers-Familie. Anderseits verlieh die kapriziöse Amerikanerin – als schönste Frau der Welt apostrophiert – der jüdischen Geldadelsfamilie Glamour ohne Ende. Sie war durch ihre sündteure Garderobe Stilikone für die Society Europas, John Quincy Adams porträtierte sie samt Windhund; in Monte Carlo, Biarritz, Deauville, in der Freudenau und im Sacher machte sie Furore. Und mit ihrer kurzen Haarpracht repräsentierte sie ein aufregendes neues Frauenbild. 

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