Kolumne

Mit Resilienz zum Traumjob

Trotzdem Abheben zum Traumjob
Trotzdem Abheben zum Traumjob(c) Getty Images (pinstock)
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Der Verlust des Arbeitsplatzes hat einen maßgeblichen Einfluss auf das Leben eines Menschen. Oftmals ist diese Erfahrung traumatisch und es fällt danach schwer sich wieder auf die Zukunft einzuschwingen.

„Ich habe keine Ahnung, wie es für mich weitergehen kann.“ – „Nach all den Jahren hat es mich aus heiterem Himmel getroffen.“ – „Dieser Job war mein Leben und ich habe so gut wie alles darauf ausgerichtet, jetzt stehe ich vor dem Nichts.“ – „Ich bin einfach nur gekränkt, weil es keinen plausiblen Grund dafür gibt.“ So oder so ähnlich lauten die Aussagen von Betroffenen, die bei mir in der New Placement-Beratung landen, nachdem sie vom Unternehmen darüber in Kenntnis gesetzt wurden, dass Sie ihren Job verloren haben.

Der Verlust des Jobs hat einen schwerwiegenden Impact auf das Leben eines Menschen, das zeigt auch der Blick auf die sogenannte Social Readjustment Rating Scale. Das ist eine international anerkannte Stressskala, die den Einfluss von Lebensereignissen mittels eines Punktesystems misst.

Auf Platz eins dieser Skala rangiert beispielsweise mit 100 Punkten der Tod eines Angehörigen. Der Arbeitsplatzverlust liegt auf Rang Acht, mit immerhin noch 47 Punkten. Interessanterweise befindet sich eine Eheschließung auf Rang Sieben. Hinweise über genderspezifische Unterschiede in dieser Bewertung gibt es nicht.

Resilienz macht den Unterschied

Selbstverständlich nimmt nicht jeder Betroffene die Trennung von einem Unternehmen als traumatisches Erlebnis wahr. Dafür sind die Unterschiede in puncto Lebensumstände oder Persönlichkeit einfach viel zu mannigfaltig. Nichts desto trotz gibt es eben Menschen, die mit schwierigen Lebensereignissen weitaus besser umgehen können als andere. Man bezeichnet solche Personen gemeinhin als resilient. Resilienz bedeutet also widerstandsfähig gegenüber widrigen bzw. traumatischen Lebenssituationen zu sein, respektive sich davon wieder so zu erholen, um in Zukunft in der Lage zu sein, ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen.

Dass dies nicht nur rein zufällig und für besonders ausgesuchte Menschen möglich ist, wird von der Resilienzforschung seit Jahrzehnten untersucht. Die Erkenntnisse sind sehr umfangreich und es gibt selbstredend keinen Königsweg zur absoluten Resilienz. Jedoch findet sich viel Verwendbares für den Kontext des Jobverlusts bzw. der Jobsuche, was ich gerne meinen New Placement-Kandidatinnen und -Kandidaten empfehle.

Was macht uns resilienter?

Was uns unumstritten resilienter gegenüber widrigen Lebensumständen, also auch einem Jobverlust macht, sind tragfähige Bindungen zu anderen Menschen. Diese helfen ganz besonders beim Verdauen des Kündigungsschocks. Nur können diese nicht einfach so herbeigezaubert werden, sondern werden über Jahre gepflegt und aufgebaut. Das fällt kritischen Menschen oftmals schwerer als Menschen, die großzügig gegenüber anderen auftreten.

Was für die Großzügigkeit gegenüber anderen Personen gilt, sollte auch für uns selbst gelten. Wer immer sehr kritisch auf sich selbst blickt, fokussiert zuweilen vielleicht zu stark die eigenen Schwächen. Das macht uns dann im Krisenfall anfälliger in ein tiefes Loch zu fallen.

Bei vielen Absagen im Bewerbungsprozess ist es wichtig, nicht ständig den Grund nur bei sich selbst suchen. Vor allem dann, wenn es kein ernstzunehmendes Feedback gibt. Es ist schlicht unmöglich hinter die Kulissen der einzelnen Unternehmen zu blicken und immer genau herauszufinden, wieso die eigene Bewerbung nicht berücksichtigt wurde.

In Kombination mit der Großzügigkeit ist die sogenannte Frustrationstoleranz als Persönlichkeitsmerkmal wertvoll. Diese wird durch das Durchleben von Krisensituationen gestärkt. Das passiert eben genau dann, wenn ich mich gewissen Herausforderungen in gesundem Maße stelle. Beim Netflixen auf der Couch wird sie wohl eher nicht gestärkt.

Neben den beeinflussbaren Resilienzfaktoren existieren welche, auf die wir so gut wie gar keinen Einfluss haben. Das sind beispielsweise unsere Gene. Tatsächlich verfügen manche Menschen über solche, die einen resilienter machen. Noch ist allerdings keine Gentherapie erfunden, die das ändern könnte.

Welche Rolle die Gene in puncto Resilienz spielen, hängt jedoch auch vom Umfeld ab, in dem wir aufwachsen, also von unserer Prägung. Die diesbezüglichen Erkenntnisse sind insofern spannend, als sie besagen, dass die vulnerableren Gene sich dann besonders positiv auswirken, wenn ein Mensch in einem unterstützenden Umfeld aufwächst. Es macht diese Personen dann sehr emphatisch gegenüber anderen Menschen.

Außerdem wird angenommen, dass Gene und Lebensumstände circa Fifty/Fifty daran beteiligt, sind wie sich eine Person letzten Endes entwickelt. Und wohlgemerkt ist diese Entwicklung niemals abgeschlossen, sondern es lässt sich in späteren Jahren an der eigenen Persönlichkeit weiterarbeiten.

Optimismus lässt sich trainieren

Ein Persönlichkeitsmerkmal, das wir beeinflussen können und unsere Resilienz stärkt, ist der Optimismus. Der ist zwar nicht jedem gleichermaßen in die Wiege gelegt, jedoch lässt sich unsere Wahrnehmung der Welt in dieser Hinsicht trainieren. Das geht mit eigens dafür entwickelten Programmen, die im Wesentlichen darauf ausgerichtet sind, im tagtäglichen Sein, das Positive dem Negativen vorzuziehen.

Das kann während des Tages passieren, in dem die Wahrnehmung eines positiven Ereignisses mit einer Handlung verknüpft wird (beispielsweise vergibt man immer eine Nummer, wenn etwas Positives passiert) oder aber wenn man am Abend den Tag Revue passieren lässt und sich Notizen zu positiven Erlebnissen in einem Tagebuch notiert.

Nach einigen Wochen verändern sich erwiesenermaßen die eigenen Gehirnaktivitäten in Richtung positiver Wahrnehmung.

Humor ist weiterer Resilienztrigger. Durch die Brille des Humors betrachtet fällt doch so einiges leichter, auch in der Zeit der Arbeitslosigkeit. Wer sich nach dem Trennungsgespräch seinen ehemaligen Vorgesetzten in Unterhosen vorstellt, muss zwangsläufig zu lachen beginnen. Humor ist, so meinen viele Menschen, nicht erlernbar, sondern ein unveränderliches Merkmal von lustigen Menschen.

In der systemischen Therapie sind jedoch Persönlichkeitsmerkmale nichts, was wir per se besitzen. Man ist stattdessen der Meinung, dass Menschen einfach geübter darin sind, in manchen Kontexten gewisse Verhaltensweisen zu zeigen, die eine humorvolle Reaktion bei anderen erzeugen. Demgemäß kann es also ebenfalls erlernt werden. Und wer weiß, vielleicht gelingt es Ihnen ja sich zum nächsten Traumjob zu witzeln.

Gutes Gelingen

Michael Hanschitz

Knopp

Michael Hanschitz ist seit nunmehr 15 Jahren als New/Outplacementberater, Autor und Karrierecoach tätig. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens Outplacementberatung (www.outplacementberatung.co.at) und Autor des Buches Menschen fair behandeln. Mit seiner Arbeit unterstützt er Menschen und Organisationen in schwierigen Veränderungsprozessen. Beraten mit Herz und Verstand lautet seine Devise.

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