Literatur

Fatin Abbas: Romeo und Julia im Sudan

Musste als Kind ihre sudanesische Heimat verlassen: Fatin Abbas, geboren 1981 in Khartum.
Musste als Kind ihre sudanesische Heimat verlassen: Fatin Abbas, geboren 1981 in Khartum. Foto: Marie Constantinesco
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Auf charmante Alltagsszenen und Liebelei folgt die Grausamkeit des Bürgerkriegs: Fatin Abbas entlarvt in „Zeit der Geister“ Abhängigkeiten und Absurditäten, Machenschaften und Korrumpierbarkeit vermeintlicher Helfer.

Alles könnte so einfach sein. Zwei Menschen verlieben sich ineinander, spüren vom ersten Moment an, dass sie gemeinsame Wege gehen wollen. Gewiss, ihre Herkunft trennt sie voneinander, und sie sind unterschiedlichen Glaubens, doch das alles sollten keine unüberwindbaren Hindernisse für Liebende sein. Indes, Zu- und Abneigungen entwickeln sich nicht im luftleeren Raum. Gefühle entstehen nicht unabhängig von gesellschaftlich-politischen Umständen, und nicht selten zerbrechen sie daran.

Die Weltliteratur ist gut bestückt mit solchen, oft fatal endenden Geschichten. Fatin Abbas’ Debütroman „Zeit der Geister“ reiht sich in diese Tradition ein. Geboren ist die Autorin 1981 in der sudanesischen Hauptstadt Khartum, die sie 1990 verlassen musste. Nach dem Militärputsch unter Generalleutnant Umar al-Baschir sah sich Abbas’ Vater politischer Verfolgung ausgesetzt. Man emigrierte in die USA, wo Fatin Abbas Komparatistik studierte, promovierte und erste literarische und journalistische Texte publizierte. Seit einiger Zeit lehrt sie am Bard College in Berlin. Ihr Debütroman, der, so scheint es, auf ihrer Familiengeschichte basiert, geht zurück in die Zeit des – erst 2005 zur Ruhe kommenden – Bürgerkriegs im Sudan. Schauplatz ist die fiktive Stadt Saraaya, ein Brennpunkt der Kämpfe zwischen der südlichen Rebellenbewegung und der Regierung im nördlich gelegenen Khartum. Dort lässt Abbas eine Handvoll Figuren zusammenkommen auf dem Gelände einer NGO, die sich humanitären Zielen verschrieben hat und sich etwa um die optimale Verteilung von Hilfsgeldern kümmert.

Widerstand der Dorfgemeinschaft

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