Nahost-Konflikt

Fallschirm versagt: Menschen von US-Hilfslieferung in Gaza erschlagen

Hilfspakete werden den hungernden Menschen in Gaza aufgrund Israels Blockade per Fallschirm geliefert.
Hilfspakete werden den hungernden Menschen in Gaza aufgrund Israels Blockade per Fallschirm geliefert.APA / AFP / -
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Ein großes Hilfspaket stürzt praktisch ungebremst zu Boden, weil sich ein Fallschirm nicht öffnet, zeigen Videos des tödlichen Unglücks in sozialen Medien.

Bei Hilfslieferungen aus der Luft für die hungernden Menschen im Gazastreifen hat es am Freitag einen tragischen Unglücksfall gegeben. Fünf Menschen wurden von einer vom Himmel stürzenden Ladung erschlagen, weil sich der Fallschirm nicht richtig geöffnet hatte, wie das von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium auf Anfrage eines dpa-Mitarbeiters vor Ort bestätigte. Die USA und Jordanien distanzierten sich später von dem Vorfall.

Auf Videos in sozialen Medien war zu sehen, wie das große Hilfspaket praktisch ungebremst zu Boden stürzte. Mehrere Menschen seien zudem verletzt worden.

Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums sagte am Freitag (Ortszeit) in Washington, Presseberichte, wonach die Luftabwürfe des US-Militärs zu Opfern unter der Zivilbevölkerung am Boden geführt hätten, seien falsch. „Wir haben bestätigt, dass alle unsere Hilfspakete sicher am Boden gelandet sind“, betonte er. Das zuständige Regionalkommando bestätigte in einer Mitteilung in der Nacht auf Samstag, dass die Todesfälle nicht auf US-Luftabwürfe zurückzuführen seien.

Aus Jordanien berichtete die staatliche Nachrichtenagentur unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen, dass der technische Fehler bei keinem der beteiligten jordanischen Flugzeuge aufgetreten sei.

Die USA und andere Nationen hatten am Samstag begonnen, angesichts der katastrophalen Versorgungslage vor allem im Norden des umkämpften Küstenstreifens Hilfslieferungen mit Lebensmitteln an Fallschirmen abzuwerfen. Zudem wollen die EU und die USA Hilfslieferungen über See starten.

EU und USA wollen Menschen in Gaza über das Meer versorgen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte am Freitag auf der Mittelmeerinsel Zypern, dass von dort ein Seekorridor für Hilfsgüter eingerichtet werde - möglicherweise schon am Wochenende. US-Präsident Joe Biden kündigte den Bau eines provisorischen Hafens an der Küste des dicht besiedelten Gazastreifens an. Biden ließ offen, wo ein Pier gebaut werden könnte. Er betonte, dass keine US-Soldaten im Gazastreifen selbst eingesetzt würden.

Hintergrund ist wachsende Kritik der USA, EU und arabischer Staaten, dass Israel die Zivilbevölkerung in dem abgeriegelten Palästinenser-Gebiet nicht ausreichend über seine Grenzübergänge versorge. Nach UN-Angaben droht mindestens 576.000 Menschen - einem Viertel der Bevölkerung von Gaza - eine Hungersnot.

EU plante bereits vor Jahren Sanierung des Hafens in Gaza

Die EU hatte vor mehr als einem Jahrzehnt Pläne zur Sanierung des alten Hafens von Gaza, die jedoch scheiterten, weil Israel den Ort später bombardierte. Im Rahmen der neuen Vereinbarung soll die Fracht auf Zypern von einem Team, dem auch israelische Beamte angehören, Sicherheitsinspektionen unterzogen werden. Auch Biden hatte angekündigt, dass Israel mit einbezogen werde. Das EU-Land Zypern hatte bereits im Januar einen Kontrollmechanismus getestet, als britische und zyprische Hilfsgüter für den Gazastreifen nach Ägypten geschickt wurden.

Die israelische Armee war nach dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen eingedrungen, um die radikal-islamische Organisation nach Angaben von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu eliminieren. Die palästinensische Zivilbevölkerung floh darauf vor allem nach Süden in Richtung Rafah an der Grenze zu Ägypten. Am Freitag gab es erneut Mahnungen, dass die israelische Armee auf einen großangelegten Angriff auf Rafah verzichten solle. (APA/dpa/Reuters)

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