Architektur und Design

Die Kreativszene zieht es in Amsterdams Norden

Brückenschlag ins Neuland des Industriegebiets: Links vom Turm „Overhoeks“, dem Landmark am IJ-Ufer,  befindet sich seit 2012 das Eye Filmmuseum.
Brückenschlag ins Neuland des Industriegebiets: Links vom Turm „Overhoeks“, dem Landmark am IJ-Ufer, befindet sich seit 2012 das Eye Filmmuseum. Foto: Harald A. Jahn
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Die Hauptstadt der Niederlande wächst: Ehemalige Hafen- und Werftgebiete entlang des IJ werden zu neuen Stadtteilen, in Noord ist Platz für Experimente. Tausende Wohnungen entstehen – gefährden aber zugleich die dörflichen Gegenden mit den günstigen Mieten.

Um den Hauptbahnhof kommt man als Besucher Amsterdams kaum herum: Der Wall aus Backsteinen schließt die Altstadt gegen Norden ab und manifestierte im 19. Jahrhundert die große Veränderung der Transportsysteme. „Amsterdam Centraal“ steht auf einer künstlichen Insel im früheren Hafenbecken, seine Errichtung war eine Zäsur für die Stadt: Der Blick vom Dam auf den Hafen war symbolisch für Amsterdams Verbindung mit dem Meer und der Welt.

Aus den Augen, aus dem Sinn: Noord mit seinen inzwischen aufgelassenen Industrieanlagen, Werften und einfachen Arbeitersiedlungen war lange ein wenig vergessen von der Stadtplanung, die sich auf die besser erreichbaren Gebiete diesseits des IJ-Wasserlaufs konzentrierte. Entstanden sind die Werften und Öllager mit der industriellen Revolution: Die Reedereien benötigten Trockendocks oder Reparaturorte für ihre Dampfschiffe, dazu kamen Fabriken, die aus dem Stadtgebiet hierher verlegt wurden. Bis in die 1960er-Jahre wurden hier Schiffe gebaut, dann änderten sich die Anforderungen an deren Größe, die Zeiten für die Industrie wurden schwieriger. Lang wurde um die Werften und ihre Arbeitsplätze gekämpft, letztlich siegten die wirtschaftlichen Zwänge.

Seit der Jahrtausendwende wurde an der Noord/Zuidlijn gebaut. Nach vielen Verzögerungen verbindet diese technisch anspruchsvolle neue U-Bahn seit 2018 das Stadtzentrum mit dem Stadtteil Noord jenseits des ehemaligen Hafens – außer einem Autobahntunnel die erste feste Verbindung. In den 1980er-Jahren hatte die Umnutzung der brachliegenden Dockanlagen im heutigen Stadtteil IJplein östlich des Autotunnels nach einem Konzept von Rem Koolhaas und Jan Voorberg begonnen.

Schlafen im alten Leuchtturmboot

Auch das Areal nordwestlich der Auto- und Metroverkehrsachse war industriell besetzt: Noch um 1965 beschloss die Ölfirma Shell, ein neues Verwaltungshochhaus als Landmark ans IJ-Ufer zu setzen, Architekt war der Le-Corbusier-Jünger Arthur Staal. Der „Overhoeks“ genannte Turm wurde sein bekanntestes Bauwerk, um 45 Grad verdreht steht der quadratische Block auf vier Füßen über dem quaderförmigen Sockelbauwerk.

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