Kolumne

Die Loyalitätsfalle in der Karrierentwicklung

Trotzdem Abheben zum Traumjob
Trotzdem Abheben zum Traumjob(c) Getty Images (pinstock)
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Sich als Person in einer Beziehung anderen Menschen gegenüber loyal zu zeigen, ist eine wunderschöne Art und Weise, Wertschätzung und Liebe auszudrücken. Auch in der Karriereentwicklung ist Loyalität gefragt und zumeist auch hilfreich. Nichts desto trotz gibt es auch toxische Formen, die uns in unserer eigenen Entwicklung bremsen.

Was Loyalität bedeutet, erlernen wir schon in unserer Kindheit. Eingebettet in ein Familiensystem sind die uns am nächsten Stehenden unsere uneingeschränkten Gottheiten und ein Ausdruck unserer Liebe zeigt sich in unserer Loyalität ihnen gegenüber.

In „gesunden“ Familienverhältnissen ist das eine sehr natürliche und gesunde Form, unsere Zuneigung auszudrücken. Im weiteren Leben wird diese Loyalität eine gute Basis für das Aufrechterhalten von Beziehungen. Dazu zählen selbstredend auch Arbeits- oder Geschäftsbeziehungen, die für unsere Karriereentwicklung durchaus förderlich sein können.

Abseits dieses gesunden, nennen wir es mal Loyalitätsvermögens, gibt es auch toxische Loyalitäten, die entstehen können. Diese behindern die eigene Weiterentwicklung und ziehen oftmals unsichtbar an unseren Schicksalsfäden. Man tritt unbewusst und ohne erkennbaren Grund auf der Stelle und es stellt sich die Frage, wie dieser Falle entkommen werden kann?

Wie entstehen toxische Loyalitäten?

Loyalitätsprobleme resultieren häufig aus dysfunktionalen Familienverhältnissen. Also beispielsweise wenn sich die Eltern trennen und das Kind zwischen den unterschiedlichen Wertesystemen hin und hergerissen wird, sowie von den Eltern Konflikte offen ausgetragen werden und der eine Partner den anderen abwertet. #

Für das Kind wird es schwierig seine Loyalität, die ja immer beiden Elternteilen zu gleichen Teilen gilt, auszuleben. Im späteren Berufsleben kann sich dieser Wertekonflikt wieder dadurch zeigen, dass gewisse Unternehmenswerte nicht voll und ganz mitgetragen werden können, weil sie dem abgewerteten Elternteil entsprechen.

Und das hindert die jeweilige Person dann daran, in ihrer jeweiligen Rolle ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Es wirkt dann sonderbar und unerklärlich, wenn eine Person, deren Fähigkeiten an und für sich dafür sprechen würden erfolgreich zu sein, so gar nicht vom Fleck kommen will.

Wieder andere Loyalitätsstörungen entstehen dadurch, dass in der Familie Personen ausgeschlossen oder benachteiligt wurden. Beispielsweise ein nicht anerkanntes lediges Kind eines Elternteiles über das nicht gesprochen wird. Oder ein Familienangehöriger, dem sein Lebensglück verwehrt geblieben ist und der vielleicht beruflich Zeit seines Lebens sehr glücklos agiert hat.

Wie gesagt, es entsteht eine Loyalität nicht nur gegenüber den Eltern, sondern es kann dies auch gegenüber anderen Personen aus dem Familiensystem „passieren“. Kinder sind in ihrer Wahrnehmung des Familiengeschehens sehr sensibel und eine Loyalität entsteht nicht bewusst, sondern unbewusst. Das ist ja das Tückische daran. Sie übernehmen das Muster des Glücklosen und erlauben sich dann aus falscher Loyalität nicht im eigenen Berufsleben erfolgreich zu sein.

Schwierig wird es für Kinder manchmal auch dann, wenn einem Familienmitglied ein bestimmter Weg schlichtweg verwehrt war, also zum Beispiel eine höhere Ausbildung zu absolvieren. Das kann beim Kind dazu führen den Bildungsweg aus unerfindlichen Gründen ebenfalls schon frühzeitig abzubrechen oder aber in der Schule zu scheitern, obwohl die kognitiven Fähigkeiten mehr als ausreichend sind. Frei nach dem Motto: „Weil es dir nicht möglich war, folge ich dir nach und nehme es nicht in Anspruch.“

Wie kann ich übernommene Muster durchbrechen?

Als erstes gilt in einem Selbstexperiment zu entdecken, ob es irgendeine Form von toxischer Loyalität geben kann. Dazu eignen sich beispielweise rituelle Sätze, die man sich selbst vorsagt und dann die Körperempfindungen, Gedanken und Reaktionen darauf wahrnimmt. Das sind zum Beispiel nachfolgende und zwar:

  • Ich darf einen anderen Weg gehen als mein/e Vater/Mutter
  • Das ist ganz allein mein Leben und ich entscheide
  • Es ist nicht meine Verantwortung/Schuld
  • Ich trage jetzt nicht mehr deine Bürde, sondern darf meine eigene Richtung einschlagen
  • Ich gehe jetzt meinen Weg und was zu dir gehört bleibt ab jetzt bei dir

Wenn die Sätze nicht frei und ohne beklemmende Gefühle ausgesprochen werden können, dann deutet das eben daraufhin, dass eine familiäre Verstrickung vorliegt, die hinderlich für meine weitere Karriereentwicklung sein kann.

Eine weitere Frage, die ebenfalls darauf verweist, ist es sich zu fragen, wem ich durch eine bestimmte Verhaltensänderung oder Karriereentscheidung unähnlicher werden würde. Dadurch kann ebenfalls eine unbewusste Loyalität aufgedeckt werden.

Selbstredend braucht es für eine nachhaltige Auflösung professionelle Unterstützung vom Coach oder Therapeuten. Gelingt dies jedoch, dann wirkt das für die Betroffenen sehr erleichternd und das unsichtbare Band, das denjenigen für sehr lange Zeit zurückgehalten hat kann in einer guten Art und Weise durchtrennt werden.

Und die neu gewonnenen Erkenntnisse können dann kraftvoll in den zukünftigen Karriereweg miteinfließen. Der Weg zum Traumjob ist zumeist kein einfacher, aber nichts desto trotz soll die eigene Lockerheit und Leichtigkeit am Weg zum Ziel nicht verloren gehen.

Gutes Gelingen

Michael Hanschitz

Knopp

Michael Hanschitz ist seit nunmehr 15 Jahren als New/Outplacementberater, Autor und Karrierecoach tätig. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens Outplacementberatung (www.outplacementberatung.co.at) und Autor des Buches Menschen fair behandeln. Mit seiner Arbeit unterstützt er Menschen und Organisationen in schwierigen Veränderungsprozessen. Beraten mit Herz und Verstand lautet seine Devise.

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