Architektur und Design

Ärzte statt Zigaretten: Leben und Gesundwerden in einer alten Tabakfabrik

Der entsiegelte Arkadenhof.
Der entsiegelte Arkadenhof.Sigrid Verhovsek
  • Drucken

Leben in der denkmalgeschützten Tabakfabrik in Fürstenfeld: Statt einem schon geplanten Einkaufszentrum sind hier Wohnungen in Kombination mit einem Ärztezentrum entstanden, unter Einsatz von hochwertigen, langlebigen Baustoffen und traditionellen Handwerkstechniken.

Umbauten oder Sanierungen sind nicht so rentabel wie Neubau, vor allem nicht bei denkmal­geschützten Gebäuden, wo man zum Einsatz hochwertiger, langlebiger Baustoffe und traditionellen Handwerkstechniken angehalten wird. Nicht nur ökologische Überlegungen forcieren das Weiterbauen: Erhalt, Transformation und Anpassung des Bauerbes ist der verantwortungsvollste Umgang mit endlichen Ressourcen. Auch gesellschaftlich gesehen ist die schrittweise Überformung eine gute Lösung: Orte und Formen bewahren materialisierte Erzählungen, entwickeln sich funktionell und setzen neue Impulse in einem sich wandelnden sozialen Umfeld.

Die Fürstenfelder Tabakfabrik bietet eine besonders facettenreiche Geschichte. Das südoststeirische Grenzgebiet erlebte im Mittelalter eine wechselvolle Geschichte. Die an der Nord-Ost-Kante der Renaissance-Bastei eingebundene, aus dem zwölften Jahr­hundert stammende landesfürstliche Burg „Schloss am Stein“ wurde mehrmals zerstört, um- bzw. wiederaufgebaut.

Im Umkreis von Fürstenfeld hatte sich seit dem 16. Jahrhundert der Tabak-Anbau ausgebreitet. Zunehmender Bedarf führte zu einer Monopolisierung durch die Habsburger, die hier anstelle der mittlerweile zerfallenen Burg 1776 eine staatseigene Tabakfabrik errichteten. Ausbauten vor allem im 19. Jahrhundert ließen ein prosperierendes Industrieensemble entstehen, bestehend aus dem Vierkanthof des Hauptgebäudes und mehreren Nebengebäuden wie Altesse, Tischlerei, Kegelbahn und einer imposanten Eisenbahnbrücke. Im Nebeneinander historischer Gebäude und Industriebau wuchs ein eigener Stadtteil heran, dessen Bedeutung für den Ort immens war: Um 1900 zählte die Stadt Fürstenfeld etwa 4000 Einwohner:innen, während die Fabrik Arbeitsplätze für über 2000 Männer, Frauen und Kinder bot. Nach dem Verlust des Monopolrechts beim EU-Eintritt Österreichs wurde die ehemalige k. k. Austria Tabakfabrik 2001 verkauft und endgültig geschlossen.

Der Arkadenhof wurde entsiegelt

Das beinahe zwei Hektar große Areal wurde 2005 von der Stadt Fürstenfeld erworben, die es gemeinsam mit örtlichen Firmen zunächst selbst entwickeln wollte. Ideen der Bürger:innen wurden gesammelt, man suchte nach neuen Investor:innen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.