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Salzburg: Eine Festung in Frauenhand

Iris Hafner
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Iris Hafner ist nach rund 800 Jahren die erste Frau, die für die Verwaltung der Salzburger Festung verantwortlich ist.

Leonhard von Keutschach, Matthäus Lang von Wellenburg, Wolf Dietrich von Raittenau, Paris Lodron oder Max Gandolf: Denkt man an die Festung Hohensalzburg, fallen einem vor allem Männer ein, die mit der Geschichte der mächtigen Burg verbunden sind. Frauen an den Schaltstellen der Festung sind selten. Immerhin gab es aber Anfang des 13. Jahrhunderts mit Diemut von Högl, einer wohlhabenden Witwe, eine Frau, die das Burggrafenamt ausübte. Dann kam lange nichts.

Rund 800 Jahre später laufen erneut bei einer Frau die Festungsfäden zusammen. Die 35-jährige Kulturvermittlerin Iris Hafner hat vor ein paar Wochen die Verwaltung der Festung Hohensalzburg übernommen. Sie setzte sich unter insgesamt 40 Bewerberinnen und Bewerbern um die reizvolle Aufgabe als beste Kandidatin durch. „Ein Traumjob“, wie die aus Strobl am Wolfgangsee stammende Frau über ihre neue Aufgabe sagt. Egal ob bei Reparaturen, bei Fachgesprächen mit Handwerkern und Restauratoren, bei Fragen zur Gastronomie oder zum Shop, bei Anliegen von Mitarbeitern, bei Veranstaltungen oder bei der Neugestaltung von Führungen: In der Festungsverwaltung laufen alle Fäden zusammen. „Ich verstehe mich als Knotenpunkt des Teams“, sagt die 35-Jährige.

„Einheimische einladen“

Die Burg kennt Hafner mittlerweile sehr gut. Seit 2021 arbeitete sie in der museumspädagogischen Vermittlung auf der Festung. „Ich habe mehrere Sonderführungen konzipiert und neue Besucherangebote geschaffen“, erzählt die neue Verwalterin. Als die Stelle des Festungsverwalters frei wurde, hat sie sich kurzerhand um die Leitungsstelle beworben. „Ich will vor allem die Einheimischen dazu einladen, ‚ihre‘ Festung neu zu entdecken“, erklärt sie über ihren Zugang. Immerhin zählt das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt jedes Jahr mehr als eine Million Besucher und gehört damit zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Österreich. Die meisten Besucher sind Touristen. Die Salzburger kommen meist nur, wenn sie selbst Gäste haben oder mit ihren kleinen Kindern einen Ausflug auf das Wahrzeichen der Stadt machen. Ihr selbst erging es ähnlich. Als Kind war sie mit ihren Eltern, die am Wolfgangsee wohnen, ein paar Mal auf der Festung. Danach lange nicht.

Dabei gebe es auch für die Salzburgerinnen und Salzburger viel zu entdecken, ist Hafner überzeugt. Da sind beispielsweisen die vielen unterschiedlichen Perspektiven auf die Stadt, die sich von den Höfen und Aussichtspunkten ergeben. Besonders angetan hat es Hafner der sogenannte Schlangengang, der zum Bürgermeisterturm führt, mit seinen Öffnungen und Sichtschlitzen. Auch die Pfisterei, die ehemalige Bäckerei, mit ihrem alten Ofen und dem Räucherturm ist ein Ort, der sie immer wieder fasziniert.

1000-jährige Geschichte

„Ich mag die Festung am liebsten in der Früh oder am Abend“, erzählt Hafner. Die meisten Besucher sind noch oder längst wieder unten in der Stadt, man kann der mehr als 1000-jährigen Geschichte der dicken Burgmauern in Ruhe nachspüren. An ihren Arbeitstagen geht Hafner zu Fuß auf den Berg. „Wenn wir anfangen, fährt die Bahn noch nicht“, berichtet sie. Aber sie genießt den morgendlichen Spaziergang auf den Festungsberg ohnehin sehr. „Manchmal liegt die Stadt noch im Nebel und heroben scheint schon die Sonne“, erzählt Hafner. Auch an Regentagen oder im Winter, wenn alles verschneit ist, ist der Weg auf die Festung mystisch schön.

Anders als ihre Vorgänger wohnt die neue Verwalterin nicht auf der Festung. Aber sie weiß trotzdem, wie es ist, die Nacht in der Burg zu verbringen. Sie macht wie ihre Kolleginnen und Kollegen regelmäßig Journaldienst auf der Festung. „Wir sind sieben Tage die Woche, 24 Stunden besetzt“, berichtet Hafner. Schließlich müsse jemand für den Fall der Fälle – etwa bei Stürmen oder Feuer – als ortskundiger Ansprechpartner für Einsatzkräfte da sein. „In der Nacht teilt man sich die Festung mit den Tieren“, berichtet Hafner. Da sieht man Falken und Fledermäuse, hört das Trippeln von Mardern oder Siebenschläfern.

Burg hat fünf Bewohner

Neben den Festungsmitarbeitern, die auf dem Berg übernachten, leben auch einige Menschen dauerhaft in der Burg. „Es gibt heroben derzeit fünf dauerhafte Bewohner“, weiß Hafner. Die meisten Wohnungen sind nieder. Es ist nicht jedermanns Sache, alle Einkäufe auf den Berg zu tragen, und zwar mitten in der Stadt, aber dann doch sehr weit davon entfernt zu wohnen.

Hafner hat nach der Matura an der Modeschule Ebensee Europäische Ethnologie in Innsbruck und in Oslo studiert. Danach zog es sie in die Erwachsenenbildung und Beratung, ehe sie als Kulturvermittlerin auf die Festung kam. Spielerisch Wissen weiterzugeben, ist ihr auch in ihrem neuen Arbeitsfeld ein Anliegen. Mit Themenführungen will sie den Besuchern die versteckten Winkel der Festung zeigen und die 1000-jährige Geschichte der Burg noch stärker zum Leben erwecken.

In Kürze

Iris Hafner (35) ist seit 1. März neue Verwalterin auf der Festung Hohensalzburg. Die Kulturvermittlerin hat Europäische Ethnologie in Innsbruck und Oslo studiert und später in der Erwachsenenbildung gearbeitet. Seit 2021 arbeitete sie in der museumspädagogischen Vermittlung auf der Festung Hohensalzburg.

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