Finanzbildung

Frauen und Finanzen: Hier gibt es Defizite

Doris Zingl (Bankenverband), Bettina Fuhrmann (WU Wien) und Maria Silgoner (Oesterreichische Nationalbank).
Doris Zingl (Bankenverband), Bettina Fuhrmann (WU Wien) und Maria Silgoner (Oesterreichische Nationalbank).
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Der Gender Gap in der Finanzbildung ist nach wie vor enorm. Eine Veranstaltung an der Wirtschaftsuniversität Wien hat darauf aufmerksam gemacht.

Weltweit schneiden Frauen in Finanzwissenstests schlechter als Männer ab. Auch in Österreich zeigt sich, dass der Wissensunterschied zwischen Frauen und Männern signifikant ist, und auch in anderen Finanzbildungsbereichen sind wesentliche Unterschiede erkennbar. Anlässlich des internationalen Frauentags 2024 setzte die Wirtschaftsuniversität Wien ein Zeichen und thematisierte den Gender Gap in der Finanzbildung bei einer Podiumsdiskussion. Mit Expertinnen aus Wissenschaft und Praxis wurden der aktuelle Forschungsstand, Herausforderungen – vom Taschengeld bis zur Altersarmut – und Lösungen diskutiert, wie der Gender Gap in der Finanzbildung überwunden werden kann.

Viele Informationen – aber wo zu finden?

Informative Seiten im Internet:

Zu Gast auf dem Podium waren Bettina Fuhrmann, Universitätsprofessorin für Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien, zu deren Arbeitsschwerpunkten Fragestellungen der Wirtschaftsbildung mit dem Schwerpunkt Finanzbildung zählen, Maria Silgoner, Ökonomin in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), die Ausbildungs- und Beratungsmaßnahmen der OeNB für andere Notenbanken koordiniert und im Bereich Finanzbildung forscht, und Doris Zingl, Leiterin des Bereichs Recht beim Bankenverband und Gründerin der Gender Diversity Initiative des Bankenverbands. Sie präsentierte auch gemeinsam mit Tatjana Degasperi vom Institut für Wirtschaftspädagogik an der WU Wien eine aktuelle Untersuchung zum Thema „Karenz und Karriere – (k)ein Widerspruch?“ Dabei zeigte sich: Mehr als 50 Prozent der erwerbstätigen Frauen arbeiten in Teilzeit. Bei Frauen, die Kinder unter 15 Jahren haben, sind es sogar 70 Prozent. Dabei würden sie aus vielen Gründen gern ihr Beschäftigungsausmaß erhöhen. Frauen wissen, dass sie auf einen Teil ihres Einkommens verzichten. Aber selbst wenn sie die Auswirkungen auf die Höhe ihrer Pension kennen, gehen sie davon aus, dass sie später gemeinsam mit ihrem Partner gut über die Runden kommen werden. Die Realität sehe in vielen Fällen aber anders aus.

Gender Gap lässt sich erklären

Weltweit schneiden Frauen signifikant schlechter im Finanzwissen als Männer ab, auch in Österreich, sagte Bettina Fuhrmann. Das sei insofern nicht so dramatisch, als Männer bei Tests eher bereit sind zu raten. Interessant sei, dass alleinstehende bzw. alleinerziehende Frauen sehr gut über Finanzfragen Bescheid wissen. Wichtig sei dennoch, Maßnahmen zur Erhöhung der Motivation zu ergreifen. Denn je größer die finanzielle Entscheidungen ist, desto eher verlassen sich Frauen auf ihren Partner:  „Ein Mann ist kein Finanzplan“ und „Augen auf bei Berufs- und Partnerwahl“, spitze Fuhrmann zu. „Beim Einstieg in Arbeitswelt Vollzeittätigkeit anstreben, es wird ohnehin Phasen in der Berufstätigkeit geben, in der nicht Vollzeit gearbeitet werden kann.“ Finanzbildung bedeute eben auch: gut informiert, selbstbestimmt, mutig zu sein und selbstständig finanzielle Entscheidungen treffen zu können.

Über Geld sprechen

Wichtig sei – da waren sich alle Expertinnen einig – „teachable moments“ zu nutzen: Situationen im Karriere- und Lebensverlauf, in denen Personen empfänglich für Informationen über finanzielle Absicherung und Pensionsvorsorge sind. Und: Strategien zur Verkleinerung des Gender Gap in der Finanzbildung müssen früh ansetzen. Am besten bereits im Kindesalter. Das heißt, Mädchen und Buben die gleichen Impulse und gleich viel Taschengeld zu geben, Mädchen nicht zu ermutigen, brav, bescheiden und vorsichtig zu sein, sondern sie zu ermutigen, sich früh mit Mathematik und Finanzen zu beschäftigen. Und über Geld zu sprechen.

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