Architektur und Design

Im Chaos um die Ecke denken: Personale über Hermann Czech in Wien

Treppen-Treffen: links die lineare Variante, rechts die mehrfach gewendelte, garantiert ohne Hauptrichtung.
Treppen-Treffen: links die lineare Variante, rechts die mehrfach gewendelte, garantiert ohne Hauptrichtung. Lisa Rastl
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Eine längst fällige Ausstellung zeigt eindrucksvoll das Gesamtwerk von Hermann Czech,
des derzeit einflussreichsten österreichischen Architekten und Architekturtheoretikers.

Die „Personale“ als Ausstellungsformat ist im Architekturbereich weitgehend passé. Aktuell zeigt das Museum für angewandte Kunst eine Ausstellung über „Protestarchitektur“, von der Barrikade des 19. Jahrhunderts bis zu den Protestcamps der Occupy-Wallstreet-Bewegung, während das Architekturzentrum Wien sich des Themas „Tourismus“ annimmt. Hier geht es nicht um Autorenschaft und Werke, sondern um die größeren Zusammenhänge.

Wenn heute Personalen gezeigt werden, dann oft mit einer zusätzlichen Agenda, etwa den eurozentrischen Blick zu brechen oder eine Ausgewogenheit aus Genderperspektive herzustellen. Angesichts der männlich dominierten kuratorischen Praxis der vergangenen 50 Jahre heißt das für männliche, weiße und westliche Architekten, sich ziemlich lange ziemlich weit hinten anstellen zu müssen.

Älter als der Papst

Dass man mit dieser Tendenz, würde sie ausnahmslos durchgezogen, auch einiges versäumt, beweist als Ausnahme, die die Regel bestätigt, die derzeit in der Galerie FJK3 – Raum für zeitgenössische Kunst laufende Personale über Hermann Czech, auf den neben den oben genannten Kriterien von männlich, weiß und westlich noch ein weiteres Klischee zutrifft, nämlich das Alter.

Czech ist älter als der Papst, wenn auch nur um ein paar Wochen und ohne jeden Hang zur Dogmatik. Dass Czech bei der jüngsten Architekturbiennale im Team mit dem Architekturkollektiv AKT einen der besten österreichischen Beiträge in der Geschichte der Biennale entwickelt hat, war ein Zeichen von erfreulicher Agilität.

Die Ausstellung in den Räumen der Galerie FJK3 – der Name steht für Franz-Josef-Kai 3 – wurde von einem Kuratorinnenteam aus Claudia Cavallar, Gabriele Kaiser, Eva Kuß und Fiona Liewehr in Zusammenarbeit mit Hermann Czech entwickelt. Von Eva Kuß stammt auch das aktuellste, 456 Seiten starke Buch über Czech und sein Werk, das 2018 bzw. 2023 in der englischen, erweiterten Version bei Park Books erschienen ist und gewissermaßen den monumentalen Katalog zur Ausstellung darstellt. Ergänzt wird dieses Material um einen Stadtplan mit der Verortung aller Projekte, die Czech für Wien entworfen hat.

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