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Wir buken Brote und spendeten Blut – wie zwei Amerikanerinnen ihr Gap Year in Israel erlebten

Teddybären mit verbundenen Augen als Symbol für die Kinder, die von der Hamas als Geiseln genommen wurden.
Teddybären mit verbundenen Augen als Symbol für die Kinder, die von der Hamas als Geiseln genommen wurden. Timothy A. Clary/AFP/Picturedesk
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Die Amerikanerinnen Deanna und Rose hatten gerade ihr Gap Year in Israel begonnen, als die Hamas angriff. Trotz der alltäglichen Gefahr sind sie geblieben. Sie helfen Teenagern, die ihr Zuhause verlassen mussten, und arbeiten auf den Feldern mit.

Als die Sirenen losheulten, sind wir in den Luftschutzbunker gegangen“, erzählt die 18-jährige Deanna. „Am Anfang habe ich mich sehr gefürchtet. Es war besser, nicht nachzudenken.“ Deanna stammt aus einer religiösen jüdischen Familie aus Colorado in den Vereinigten Staaten und absolviert seit August 2023 ein Gap Year in Jerusalem. Am 7. Oktober, als die Hamas in einem Terroranschlag 1200 Zivilisten abschlachtete und Hunderte Menschen entführte, feierten Juden das Fest Simchat Torah. „Wir sind im Bunker gesessen und haben gesungen. Es war furchtbar, aber diese Momente haben uns einander nähergebracht.“

Der Luftschutzbunker im Gebäude, in dem Deanna gemeinsam mit ihren Studienkollegen wohnt, ist gleichzeitig die Gemeinschaftsküche. 60 Studenten waren dort zusammengepfercht. „Über unseren Köpfen haben wir Gurken, Karotten und Hummus herumgereicht. Wir wussten, dass wir uns aufeinander verlassen können.“

Ihre Mutter machte sich Sorgen und wollte, dass Deanna zumindest für einige Zeit nach Hause komme. „Acht Amerikaner verließen das Programm. Auch viele Israelis brachen ab. Aber ich wollte nicht weg. Ich hätte zu viele mir wichtige Menschen zurückgelassen.“ Ihr Vater kam dann für ein paar Wochen zu Besuch, um als Freiwilliger zu arbeiten.

Die erste Zeit nach dem 7. Oktober verlief chaotisch. „Wir sind nirgendwo hingegangen. Alles fühlte sich gefährlich an. Unsere Betreuer reisten heim oder wurden in die ­Armee eingezogen.“ Lehrer unterrichteten stundenweise, und die Jugendlichen halfen in der unmittelbaren Umgebung aus. Nach ein paar Wochen benutzten sie wieder die öffentlichen Verkehrsmittel. „Bis Ende Dezember spielte sich alles wieder ein. Statt der Praktika halfen wir am Mittwoch auf den Feldern mit. Die Bauern haben ihre Arbeiter durch den Krieg verloren.“ Darauf ist Deanna stolz. Die Hilfe werde dringend gebraucht. „Meine Freunde denken auch so. Es ist das Mindeste, was wir tun können.“ Sie hat ein schlechtes Gewissen, weil ihr Leben schnell wieder normal geworden ist. Für viele Menschen in Israel sei das nicht der Fall. „Wir helfen jetzt zum Beispiel zweimal pro Woche vertriebenen Teenagern in einem Hotel in der Nähe.“

„Mir tun die Palästinenser leid“

Vor Kurzem wurden einige Studienkollegen informiert, dass sie vorzeitig in die Armee einberufen werden. „Wir ärgern uns sehr darüber, dass die Regierung Studenten aus ­einjährigen Gap-Year-Programmen abzieht, aber mehrjährige religiöse Yeshiva-Programme davon ausgenommen sind.“ Von diesen Programmen würden nur ältere Jahrgänge für die Armee ausgewählt. „Das ist nicht fair“, findet Deanna. Gegen diese ­Rekrutierungspläne werde auch demonstriert.

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