Der Palace of Assembly im Verwaltungsbezirk von Chandigarh gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.
Le Corbusier

Chandigarh in Indien: Eine Utopie im Realitätscheck

Chandigarh war ein Zukunftsversprechen der Moderne. Ob sie es eingelöst hat, untersucht jetzt eine Schweizer Film-Doku. 

Nicht immer reagieren alle auf den Namen ­Le Corbusier mit Verehrung, Verneigung oder Komplimenten. Die Architektur­moderne ganz generell hätte ja schon vieles angerichtet, meinen manche, was man aus den Städten der Welt gern wieder löschen würde, wenn man nur könnte. In Indien, in der Provinz Punjab, in ihrer Hauptstadt Chandigarh, haben die Menschen aber auch reichlich Lob übrig für den Schweizer Architekten: Eine Stadt sei es, die das freie Denken fördere, sagt etwa ein Stadtaktivist in der Filmdoku „Die Kraft der Utopie“. Oder: „Es ist eine Stadt, die rund um den menschlichen Körper gebaut wurde“. Radikal war der Plan der Planstadt, die in den 1950er-Jahren realisiert wurde, allemal. Und allein dieses Attribut kann man als Kompliment verstehen, wenn man auf die zaghafte und unentschlossene Gegenwart der Gestaltung schaut.

Verehrt, ­kritisiert, bewundert, umstritten: der Schweizer Visionär Le Corbusier. 
Verehrt, ­kritisiert, bewundert, umstritten: der Schweizer Visionär Le Corbusier. 

Doch vieles, was Le Corbusier so radikal andachte, blieb nur Gedankengebäude. Aber nicht hier in Punjab. Einer Provinz, der ihre Hauptstadt abhanden gekommen war, nach der Teilung in Pakistan und Indien. Der erste Staatspräsident Indiens, Jawaharlal Nehru, wünschte sich explizit den Radikaldenker aus der Schweiz. Auf dem Reißbrett sollte er dem jungen Staat ein gebautes Zukunftsversprechen ausrollen, ­Le Corbusiers städtebauliche Vision gegossen in Beton: „Die Materialien des Stadtplaners sind: Himmel, Raum, Bäume, Stahl und Zement. In dieser Reihenfolge und in dieser Hierarchie“, hatte Le Corbusier einst geschrieben.

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