Bundesheer

Ex-Verteidigungsminister Robert Lichal verstorben

Archivbild: Robert Lichal in seinem Garten
Archivbild: Robert Lichal in seinem Garten (c) Clemens Fabry, Presse
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Lichal war Mitglied des Bundesrates, Abgeordneter zum Nationalrat, Zweiter Präsident des Nationalrates und von 1987 bis 1990 Verteidigungsminister. Er starb im Alter von 92 Jahren.

Der frühere Verteidigungsminister Robert Lichal (ÖVP) ist am Donnerstag im Alter von 92 Jahren verstorben. „Mit Robert Lichal verliert Österreich einen Paradepolitiker, der mit seiner Leidenschaft, Geradlinigkeit und Standfestigkeit viele Menschen in diesem Land tief beeindruckt hat“, betonte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) in einer Aussendung. „Seine pointierte Ausdrucksweise und sein scharfer Verstand machten ihm zu einem, über Parteigrenzen hinweg, geachteten und respektierten Staatsmann und Diskussionspartner.“

Lichal wurde 1932 in Wien geboren. Er studiere Rechtswissenschaften und war dann als Landesbeamter in Niederösterreich tätig. Politisch sozialisiert wurde er im ÖAAB, dem er auch von 1987 bis 1991 als Bundesobmann vorstand. Bekannt wurde er vor allem 1987 mit der Durchsetzung der Draken-Abfangjäger. 1994 zog sich der mit Spitznamen wie „Stahlhelm“ und „Revolverhofrat“ durchaus kokettierende Lichal aus der Politik zurück.

Munitionskauf zu überhöhten Preisen?

Im Laufe seines Lebens bekleidete eine Vielzahl an politischen Ämtern: Bereits im Februar 1976 war Lichal in den Bundesrat eingezogen. 1979 wechselte er in den Nationalrat, dem er als ÖVP-Sicherheitssprecher bis Jänner 1987 angehörte. In diesem Jahr wurde er schließlich erster Verteidigungsminister der Großen Koalition aus SPÖ und ÖVP. Unter anderem war er dabei verantwortlich für die Verankerung der Milizstruktur in der Verfassung, die Anschaffung von Panzerlenkwaffen sowie die Basisarbeit für die Bundesheerreform.

Im Dezember 1989 wurde Lichal vorgeworfen, zwei Jahre zuvor bei der Schweizer Firma Oerlikon Bundesheer-Munition zu überhöhten Preisen eingekauft zu haben. Er rechtfertigte seine Vorgangsweise damit, dass nur Oerlikon die Ausschreibungsbedingungen erfüllt habe. Diese Affäre überschattete auch das Jahresende 1990, als Lichal im Zuge der Regierungsumbildung nach der Wahl das Amt des Verteidigungsministers an Werner Fasslabend abgab und - unter erheblichen oppositionellen Protesten - zum Zweiten Präsidenten des Nationalrates gewählt wurde. Im Dezember 1990 wurden die Erhebungen gegen Lichal schließlich eingestellt.

Im Juni des darauffolgenden Jahres zog sich Lichal von der ÖAAB-Spitze zurück und übergab das Amt an Josef Höchtl. Er blieb Ehrenobmann des NÖ-AAB. Erst 1994, als der damalige Bundespräsident Thomas Klestil für ihn einen festlichen Abschied gestaltete, verriet Lichal, was sein eigentliches Berufsziel gewesen war - Schauspieler am Burgtheater.

(Red./APA)

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