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Bitcoin & Blockchain

Was kann Bitcoin, was Gold nicht kann?

Bitcoin lässt sich nicht angreifen wie Gold und ist volatiler als Aktien. Doch hat jede Anlageklasse Vor- und Nachteile. Eine Gegenüberstellung.

In sozialen Medien – und nicht nur dort – stoßen mitunter Extrempositionen aufeinander. Es gibt Bitcoin-Maximalisten, die der Meinung sind, wer noch etwas anderes habe als Bitcoin, stecke in der Fiat-Welt (unserem derzeitigen Geldsystem) fest und habe nichts verstanden. Die Gegenposition lautet dafür: Während hinter Aktien Unternehmen stünden, Gold in der Industrie Verwendung finde und Euro und Dollar durch ganze Volkswirtschaften gedeckt seien, wäre Bitcoin nur heiße Luft. Doch was ist dran an solchen Vergleichen?

Gold

Bitcoin wird oft mit Gold verglichen. Dessen Preis gilt als vergleichsweise stabil. Doch auch Gold kann schwanken. Wer Anfang der 1980er-Jahre Gold gekauft hatte, musste nach einem tiefen Absturz mehr als ein Vierteljahrhundert warten, um wieder im Plus zu sein. So lang hat es bei Bitcoin nie gedauert, doch ist dieses erst 15 Jahre alt.

Bei beiden Werten handelt es sich um knappe Güter, die nicht beliebig inflationiert werden können. Gold hält seit Jahrhunderten seine Kaufkraft. Bei Bitcoin wird erst die Zukunft zeigen, ob es das vermag. In seinen Anfangsjahren ist es weitaus stärker gestiegen als Gold.

Um Gold zu schürfen oder Bitcoin durch Rechenaufwand zu „minen“ (die sprachliche Anspielung an Gold kommt nicht von ungefähr), muss man Material und Energie aufwenden. Alternativ kann man vorhandenes Gold oder im Umlauf befindliche Bitcoin kaufen. Wächst die Nachfrage, steigt auch der Preis. Doch während Goldminenbetreiber auf eine starke Nachfrage mit einer Angebotsausweitung reagieren können, ist das bei Bitcoin nicht möglich. Wie stark die Nachfrage auch ist, nur etwa alle zehn Minuten entsteht ein Block, für den derzeit 3,125 neue Bitcoin ausgegeben werden.

Bitcoin ist ein digitaler Rohstoff, und das ist etwas überaus Seltenes. Die große Errungenschaft von Satoshi Nakamoto war, digitale Knappheit zu ermöglichen. Im Internet lässt sich sonst alles kopieren und vervielfältigen. Für die Verbreitung von Wissen ist das nützlich, bei Geld ist es schlecht, wenn ein und derselbe Betrag zwei Mal ausgegeben werden kann. Um dem vorzubeugen, braucht man Vermittler wie Banken – oder die Absicherung durch Kryptografie, Energie und ein starkes Netzwerk. Also Bitcoin.

Gold wird seit 5000 Jahren als Zahlungsmittel und Wertspeicher genutzt, was ein riesiger Pluspunkt ist – gegenüber Bitcoin, Aktien, dem Euro und auch dem Dollar. An Gold ist offenbar etwas dran, was Epochen und Kulturen überschreitet und weit über seine Verwendung in der Halbleiterindustrie und in der Zahnmedizin hinausgeht. Gold verfügt über ein unverwechselbares Aussehen, ist weithin bekannt, ist (fast) unzerstörbar, lässt sich aber relativ leicht einschmelzen – und es ist knapp. Kaum etwas eignet sich so gut als Geld wie Gold.

Anders als Bitcoin lässt sich Gold angreifen und glänzt. Jemandem Gold zu schenken, hat gleich ein ganz anderes Flair, als jemandem eine Karte oder einen Stick mit Bitcoin zuzustecken und ihm noch lang und breit erklären zu müssen, wie er das jetzt nutzen soll. Die Kehrseite: Gold eignet sich nicht wirklich für Zahlungen über große Distanzen und für kleine Beträge.

Aktien

Unternehmen sind produktiv, erzielen im Idealfall Gewinne und schütten Dividenden aus. Das ist ein großer Pluspunkt gegenüber Gold und Bitcoin. Doch Letztere sind deswegen nützlich, weil sie sich gut als Geld eignen. Unternehmen können sich wandeln, wenn ihre Dienstleistungen nicht mehr gefragt sind. Das geht manchmal gut und manchmal nicht. Es gibt Firmen, die ihren Wert verzigfachen, und solche, die pleitegehen. Zumindest Letzteres kann bei Bitcoin genauso wenig passieren wie bei Gold.

Aktien trotzen im Idealfall der Inflation, wenn die Firmen ihre Kosten an die Kunden weitergeben können. Doch können Aktien verwässert werden, sei es durch Kapitalerhöhungen, sei es, weil neue Unternehmen an die Börse gehen, die um die Investorengelder rittern.

Bitcoin ist mit 21 Millionen Stück begrenzt. Nun kann man einwenden, dass Bitcoin mit anderen Vermögenswerten um Investorengelder wetteifert. In den vergangenen Jahren zeigte sich, dass eine lockere Geldpolitik oder die Aussicht darauf Bitcoin genauso guttat wie Aktien. Ganz emanzipiert von der Geldpolitik der Notenbanken hat sich Bitcoin noch nicht.

Krypto-Assets

Doch gibt es nicht Tausende andere Kryptowährungen? Und kann nicht eine davon Bitcoin den Rang ablaufen? Eher nicht. Die meisten anderen Krypto-Assets ähneln mehr Technologiefirmen als Rohstoffen. Der eine oder andere Wert mag Bitcoin „technisch“ in irgendeiner Hinsicht überlegen sein. Doch nur Bitcoin ist ein knapper digitaler Rohstoff. In dieser Hinsicht ist es einzigartig. Um alle Tausenden Krypto-Assets mit so viel Energie abzusichern wie Bitcoin – dafür würde nicht genug Energie erzeugt. Die Anzahl der Kryptowährungen kann beliebig steigen, die eine oder andere mag echten Nutzen bringen, doch keine wird hinsichtlich Dezentralität und Sicherheit an Bitcoin heranreichen.

Auf einen Blick

Der Bitcoin-Preis hat sich vorige Woche von seinem Rekordhoch weiter entfernt. Am Donnerstagnachmittag kostete eine Einheit knapp 64.000 Dollar. Das Rekordhoch liegt bei 73.700 Dollar. Nach dem vergangene Woche erfolgten „Halving“, der Verknappung der Herstellung neuer Bitcoin, scheint die Luft ein wenig draußen zu sein.

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