Tirol

Willi oder Anzengruber? Auszählung der Bürgermeister-Stichwahl hat begonnen

Die Wahl entscheidet sich zwischen Johannes Anzengruber und Amtinhaber Georg Willi. Es dürfte knapp werden.
Die Wahl entscheidet sich zwischen Johannes Anzengruber und Amtinhaber Georg Willi. Es dürfte knapp werden.APA / APA / Expa/johann Groder
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Jetzt entscheidet sich, ob der Grüne Georg Willi im Amt bleibt oder von Ex-ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber abgelöst wird. Das Endergebnis sollte gegen 18.00 Uhr vorliegen.

Bei der Innsbrucker Bürgermeisterstichwahl zwischen Amtsinhaber Georg Willi (Grüne) sowie Herausforderer und Ex-ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber (JA - Jetzt Innsbruck) am Sonntag haben die Wahllokale um 16.00 Uhr geschlossen. Anschließend wurde in den 43 Sprengeln mit der Auszählung begonnen. Das Endergebnis sollte gegen 18.00 Uhr vorliegen. Darin bereits enthalten sind dann die Briefwahl- bzw. Wahlkartenstimmen.

Ein offizieller Trend hinsichtlich der Wahlbeteiligung lag zunächst nicht vor. Allgemein wurde aber eher damit gerechnet, dass die Beteiligung in der Stichwahl - wie beim letzten Urnengang 2018 - niedriger ausfallen könnte als im ersten Durchgang der Gemeinderatswahl am 14. April, als sie bei 60,5 Prozent lag. Ein Indiz könnten die ausgestellten Wahlkarten gegeben haben. Für die Stichwahl waren 10.598 Wahlkarten ausgegeben worden. Das waren um 4.240 weniger als für die erste Runde.

„Die Frage ist ob das, was ich wahrnehme, auch repräsentativ ist“

Bürgermeister Georg Willi (die Grünen) mit Ehefrau Katharina Willi
Bürgermeister Georg Willi (die Grünen) mit Ehefrau Katharina Willi EXPA/JOHANN GRODER

Die Innsbrucker schritten am Sonntag bei mildem, leicht bewölktem bis sonnigem Wetter zu den Wahlurnen. Die beiden Kontrahenten gaben sich Stimmabgaben zuversichtlich. Den Auftakt machte kurz nach 9.00 Uhr „Titelverteidiger“ Willi. Er zeigte sich „vorsichtig optimistisch“. Die Anspannung sei groß, er würde jedenfalls „gerne Bürgermeister bleiben“, bekundete der Stadtchef, nachdem er sich in Begleitung von Ehefrau Katharina vor der Mittelschule Hötting vom Fahrrad geschwungen hatte. Er erwarte sich jedenfalls auch im Falle einer Niederlage eine Einladung zu Koalitionsverhandlungen von Anzengruber. Rein rechnerisch mache nur die von ihm favorisierte „Caprese-Koalition“ aus Grünen, „JA - Jetzt Innsbruck“ und SPÖ Sinn, merkte der Stadtchef an. Er wolle jedenfalls - auch im Falle einer Niederlage - in der Stadtregierung bleiben, bestätigte der 64-Jährige erneut und verwies auf seinen ersten Platz bei der Wahl am 14. April sowie die Stärke der grünen Liste bei der Listenwahl.

Sein Optimismus rühre auch daher, dass er eine entsprechende Stimmung auf der Straße wahrnehme. „Die Frage ist ob das, was ich wahrnehme, auch repräsentativ ist“, räumte der Bürgermeister ein. Jedenfalls sei er auch „nach wie vor angespannt“. Den Tag werde er erst bei einem Gedenkgottesdienst anlässlich 60 Jahre Diözese Innsbruck verbringen, später gehe sich vielleicht wieder ein Mittagsschläfchen aus.

„Wir haben wirklich alles getan“

Bürgermeisterkandidat Hannes Anzengruber (Ja - Jetzt Innsbruck) mit seiner Ehefrau Valentina (links) und Mariella Lutz (Ja - Jetzt Innsbruck)
Bürgermeisterkandidat Hannes Anzengruber (Ja - Jetzt Innsbruck) mit seiner Ehefrau Valentina (links) und Mariella Lutz (Ja - Jetzt Innsbruck)EXPA/JOHANN GRODER

Willis Kontrahent Anzengruber, der mit Ehefrau Valentina und Mitstreiterin Mariella Lutz kurz nach 10.00 Uhr zum Wahllokal im Stadtteil Arzl gekommen war, zeigte sich äußerst optimistisch, die Stichwahl für sich entscheiden zu können. „Ich gehe davon aus, dass ich die Nase vorne habe“, meinte er zu den zahlreich anwesenden Journalisten. „Wir haben wirklich alles getan“, blickte Anzengruber zudem auf einen langen, intensiven Wahlkampf zurück. In den vergangenen zwei Wochen sei man viel in der Innenstadt, aber eigentlich „in allen Stadtteilen“ unterwegs gewesen, sagte er. Sollte er es nicht schaffen Stadtchef zu werden, sei „jedes Ergebnis zu respektieren. Auch wenn ich nicht Bürgermeister werde, will ich mit meinem Team weiterarbeiten.“

Anzengruber bezeichnete sich indes politisch einmal mehr als „Mann der Mitte“, nachdem ihm die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler am Samstag beim grünen Wahlkampfabschluss vorgeworfen hatte, dass er sich zu wenig von „rechtsextremen Putin-Freunden“ - gemeint war offenbar die FPÖ - abgrenze. Er habe jedenfalls eine „große Bewegung“ aufgebaut und habe damit „eine große Freude“. Die Zeit bis zur Bekanntgabe des Ergebnisses werde er mit seiner Familie verbringen und mit seinem Sohn Fußballschauen gehen.

Im ersten Durchgang hatte Willi die Nase vorn

100.564 wahlberechtigte Personen waren aufgerufen gewesen, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen - davon 20.788 EU-Bürger. Gewählt wurde wie bei der Gemeinderats- und Bürgermeisterdirektwahl am 14. April in 154 Sprengeln und 43 Wahllokalen. Im ersten Durchgang hatte Willi mit 22,89 Prozent die Nase vorn, Anzengruber kam auf 19,37 Prozent. FPÖ-Bürgermeisterkandidat Markus Lassenberger (15,92 Prozent) und SPÖ-Frontfrau Elisabeth Mayr (15,21 Prozent) verpassten den Einzug in die Stichwahl, „das Neue Innsbruck“-Spitzenkandidat Ex-ÖVP-Staatssekretär Florian Tursky (10,41 Prozent) landete abgeschlagen auf Platz fünf.

Beide Kontrahenten - Willi und Anzengruber - gaben sich in den vergangenen beiden Wahlkampf-Wochen relativ handzahm und einträchtig. Und zuversichtlich, was die eigenen Siegeschancen betrifft, wiewohl beide einen knappen Ausgang erwarteten. Einzig die Koalitionsfrage sowie die Haltung gegenüber der FPÖ entzweite sie ein wenig. Willi schwor sich und die Stadt bereits auf die erwähnte Mitte-Links-Dreierkoalition mit Anzengruber und den Grünen ein - die derzeit arithmetisch und politisch wahrscheinlichste Variante. Mit den Freiheitlichen will er nicht zusammenarbeiten.

Anzengruber hingegen wollte sich nicht festlegen und kündigte für den Fall seines Sieges an, mit allen Gespräche zu führen. Auch mit der FPÖ. In Frage käme theoretisch noch eine Mitte-Rechts-Viererkoalition aus „JA - Jetzt Innsbruck“, FPÖ, „das Neue Innsbruck“ und der Liste Fritz, wobei letztere diese Konstellation - zumindest bisher - ausschloss. Die FPÖ darf indes im Falle eines Anzengruber-Sieges auch auf Ressortverantwortung im Stadtsenat hoffen, in dem ihr ein Sitz zusteht. Denn eine Aussage, wonach der Freiheitlichen-Vertreter im Proporzsystem wie bisher ohne Ressortverantwortung bleiben soll, war von Anzengruber - im Gegensatz zu Willi - nicht zu hören. (APA)

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