Architektur und Design

Hotel The Hoxton Vienna: Gut, dass dieses Haus unter Denkmalschutz steht

Altes Haus, neues Hotel: die Lobby im The Hoxton Wien.
Altes Haus, neues Hotel: die Lobby im The Hoxton Wien. BWM
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Das „Gewerbehaus“ der Wiener Wirtschaftskammer war repräsentativ für eine Phase der Nachkriegsarchitektur, nun beherbergt es das Hotel The Hoxton. Das Ergebnis der Sanierung beweist: Es war richtig, dieses Haus unter Schutz zu stellen.

Man muss zweimal hinsehen, um in diesem Haus ein Baudenkmal zu erkennen. Zwischen 1952 und 1954 erbaut, steht es mit breiter Brust da, eine symmetrische Fassade mit zentralem Eingang, zehn Stockwerke hoch. Für die Wiener Wirtschaftskammer errichtet und unter dem Namen „Gewerbehaus“ bekannt, war das Haus repräsentativ für eine Phase der Nachkriegsarchitektur, die Elemente der Moderne mit Referenzen an die klassische Architektur verknüpfte.

Im konkreten Fall ist eine solche Referenz vor allem das mit grünem Naturstein gerahmte Eingangsportal, das leicht vorspringt und eine Tempelfront mit sechs Säulen andeutet, aber auch der über die volle Höhe steinverkleidete Mittelteil der Fassade lässt sich als monumentale Säulenfront interpretieren. Die an diese Front im Winkel von 45 Grad anschließenden verputzten Bauteile könnten dagegen vom Bauhaus stammen. Auch im Inneren gibt sich das Haus moderat modern. Die zweigeschoßige Eingangshalle ist klassisch in der Anlage, aber modern in den Details und Oberflächen, und im Auge des großzügigen Treppenhauses schraubt sich ein Lichtband dynamisch nach oben.

Der Entwurf des Hauses stammt von Carl Appel, einem der produktivsten Wiener Architekten der Nachkriegszeit. Allein und in diversen Partnerschaften zeichnete er unter anderem für das alte Haas-Haus am Stephansplatz und für das Steyr-Daimler-Puch-Haus am Ring verantwortlich. Ersteres musste Hans Holleins Neubau weichen, Letzteres fiel 1987 einer Brandstiftung zum Opfer, die das Grundstück frei für die Errichtung der Ringstraßengalerien machte.

Ohne geeignete Nutzung entsteht eine Ruine

Von den großen Projekten unter Appels Beteiligung sind in Wien noch der Opernringhof und das stark veränderte Kaufhaus Neumann, heute Steffl, erhalten. Für die Unterschutzstellung des Gewerbehauses, die erst 2020 erfolgte, mag auch dieser Umstand eine Rolle gespielt haben. Appel war zwar das Feindbild der jungen Architektenszene der 1960er-Jahre, aber mit einer Werkliste von rund 100 realisierten Projekten doch eine relevante Figur.

Bei einem Objekt dieser Größe ist der umfassende Denkmalschutz, wie er hier ausgesprochen wurde, eine wirtschaftliche Herausforderung. Ohne eine geeignete Nutzung, die sich rentiert, entsteht kein Denkmal, sondern eine Ruine. Eine Nutzung als Hotel bot sich schon aufgrund der Lage in der Nähe des Stadtparks an. Der neue Eigentümer des Hauses, die JP Immobiliengruppe, ist in dem Bereich mit 18 entwickelten Hotelprojekten ausgewiesen. Dazu zählt das 25 Hours Hotel an der Lerchenfelder Straße, ebenfalls ein Bau der Nachkriegsmoderne, der zwar nicht unter Denkmalschutz steht, aber trotzdem respektvoll saniert und um drei Geschoße aufgestockt wurde. Die Verkleidung der Bestandsgeschoße mit Waschbetonplatten blieb erhalten, wurde aber schwarz imprägniert. Als wahrscheinlich einziges schwarzes Haus innerhalb des Gürtels macht es eine erstaunlich gute Figur.

Das Büro BWM Architektur & Design reichte den Entwurf zur Sanierung ein.
Das Büro BWM Architektur & Design reichte den Entwurf zur Sanierung ein.Clemens Fabry

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