Fußballstars

Die gefallenen Ballkünstler der Seleção

Viereinhalb Jahre Haft: Dani Alves im Februar im Tribunal Superior de Justícia de Catalunya in Barcelona.
Viereinhalb Jahre Haft: Dani Alves im Februar im Tribunal Superior de Justícia de Catalunya in Barcelona. AFP
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Auf dem Platz brachten es Dani Alves und Robinho zu Ruhm und viel Geld. Nun sorgen sie als verurteilte Vergewaltiger für Kontroversen.

Sie waren gefeierte Fußballstars, jetzt stehen die Namen Robinho und Dani Alves für Gewalt gegen Frauen. Ihre Fälle haben in Brasilien, wo im Schnitt alle acht Minuten eine Frau vergewaltigt wird, eine Debatte ausgelöst.

Mit 9:2-Stimmen verhängte Brasiliens Oberster Gerichtshof eine Haftstrafe gegen Ex-Nationalspieler Robinho, die er seit einigen Wochen verbüßt – verurteilt wegen Vergewaltigung. Fast zeitgleich wurde in Barcelona seinem Ex-Teamkollegen Dani Alves, wegen sexueller Aggression verurteilt, vorläufige Haftentlassung gewährt. In seiner Geburtsstadt Juazeiro wurde inzwischen eine Statue von Alves demontiert. Beide bestreiten die Vorwürfe.

„Ich bin unschuldig in Bezug auf alle Anschuldigungen in Italien“, teilte Robinho aus dem Gefängnis mit. 100 Mal vertrat der einst dribbelstarke Ballkünstler die fußballverrückte Nation im Nationalteam, spielte für Real Madrid und AC Milan.

2017 war Robinho wegen seiner Beteiligung an einer Gruppenvergewaltigung einer Frau in einer Diskothek in Mailand in Italien zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Als das Urteil 2022 rechtskräftig wurde, war er schon in seine Heimat zurückgekehrt. Brasilien liefert seine Staatsbürger nicht an andere Länder aus. Nach einem Urteil zur Vollstreckung seiner Freiheitsstrafe in Brasilien wurde er am 21. März in Santos verhaftet. Seine Anwälte legten Beschwerde ein, bisher erfolglos.

Auf der anderen Seite des Atlantiks ist das den Anwälten von Dani Alves gelungen. Er darf seinen Berufungsprozess in Freiheit abwarten. Der 126-fache Nationalspieler der Seleção, der für den FC Barcelona, Paris Saint-Germain und Juventus Turin spielte, wurde zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt und saß zuvor ein Jahr in Untersuchungshaft. Eine Frau hatte ihn beschuldigt, sie im Dezember 2022 in einer Toilette eines Nachtclubs in Barcelona zum Sex gezwungen zu haben. Alves behauptet, die Handlungen seien mit Einwilligung der Frau erfolgt.

„Der Fall Dani Alves ist ein Schlag ins Gesicht für alle Frauen“, erklärte Leila Pereira, Präsidentin des Meisters Palmeiras São Paulo. Die Bedingung für seine vorzeitige Entlassung war eine Kaution von einer Million Euro. Zudem muss sich Alves einmal wöchentlich bei Gericht melden und darf sich seinem Opfer nicht nähern.

»Der Fall Dani Alves ist ein Schlag ins Gesicht für alle Frauen.«

Leila Pereira

Palmeiras-Präsidentin

Pereira ist die einzige Frau in dieser Position in den ersten drei brasilianischen Fußballligen und kämpft schon länger gegen den Machismus. Zuletzt hielt sie eine Pressekonferenz, an der nur Journalistinnen teilnahmen. Beim Fußball gebe es Diskriminierung von Frauen, sagt sie. Eine Umfrage unter 209 brasilianischen Spielerinnen ergab, dass etwa die Hälfte bereits belästigt wurden.

Der brasilianische Erstligaverein EC Bahia, wo Alves einst spielte, veröffentlichte ein Video, das auf die Vergewaltigungskultur aufmerksam macht. Auch der brasilianische Fußballverband CBF bezeichnete die Urteile gegen die beiden früheren Nationalspieler als „Schlusspunkt eines der unheilvollsten Kapitel des brasilianischen Fußballs“. Robinho und Alves spielten von 2006 bis 2017 gemeinsam für die Seleção, mit der sie die Copa América gewannen.

Auch einige Spieler der Nationalmannschaft äußerten sich, darunter Danilo Luiz da Silva (Juventus Turin). Ihre Aufgabe sei es, Fußball zu spielen, aber sie müssten auch „ein Beispiel für das Verhalten und den Umgang mit Dingen außerhalb des Platzes für junge Menschen“ sein.

„Unverzeihlich“

Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva forderte schon vor der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs im Falle Robinhos dessen Bestrafung. „Vergewaltigung ist ein unverzeihliches Verbrechen“, sagte Lula.

Robinho steht nun angeblich auf der Warteliste für einen Arbeitsplatz im Gefängnis. Das könnte dazu beitragen, seine Strafe zu verringern – während seine Anwälte weiter versuchen, ihn herauszuholen. (DPA/red.)

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