Gastkommentar

Die wertvollen Ressourcen der Alpen schützen

(c) Peter Kufner
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Alpenkonvention. Die Alpenregion ist ein Ort unglaublicher Biodiversität. Doch dieser Lebensraum ist wachsendem Druck ausgesetzt.

Heute, am 22. Mai ist der Internationale Tag der Biologischen Vielfalt. Am 20. Mai war Weltbienentag. Die Autoren und die Autorin wollen mit diesem Text auf die Bestrebungen und Ziele der Alpenkonvention für die Biodiversität im Alpenraum hinweisen und die Öffentlichkeit für die Bedeutung der Alpen sensibilisieren.

Was können wir tun, um die sich abzeichnende Biodiversitätskrise zu bewältigen, die Pflanzen- und Tierarten gefährdet und damit eine Bedrohung für unsere Lebensweise darstellt? Wie können wir sicherstellen, dass der Alpenraum auch in Zukunft ein lebenswerter Ort bleibt?

Dies sind keine Herausforderungen, die von einem einzelnen Land oder durch Einzelaktionen bewältigt werden können. Wir können nur erfolgreich sein, wenn wir zusammenarbeiten – über Grenzen, Sektoren, Sprachen und Generationen hinweg. Die Alpenkonvention bietet uns ein Instrument, um diese Gräben zu überwinden und verschiedene Stimmen an einen Tisch zu bringen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dies ist besonders wichtig im Hinblick auf die Biodiversität, die keinen Grenzen unterliegt.

Wasser, Wälder, Böden, Luft

Wasser, Wälder, saubere Luft, Böden, Pflanzen- und Tierarten: Die Alpen verfügen über wertvolle Ressourcen, die sie zu etwas Besonderem machen und auf die die Menschen tagtäglich angewiesen sind. Die Alpen sind die Heimat von mehr als 30.000 Tier- und 13.000 Pflanzenarten, viele davon kommen weltweit nur hier vor.

Dazu gehören auch Bienen (und andere Bestäuber), die für das Überleben unserer Ökosysteme und für die Nahrungsmittelsicherheit unerlässlich sind. Sie sind auch unabdingbar für den Erhalt der Artenvielfalt. Doch wie viele andere Arten sind auch die Bienen zunehmend durch menschliche Aktivitäten bedroht. Um ihre Bedeutung hervorzuheben, wird der 20. Mai als Weltbienentag gefeiert. Es ist passend, dass dieser Tag kurz vor dem Internationalen Tag der biologischen Vielfalt stattfindet und eine einzigartige Gelegenheit bietet, unsere Aufmerksamkeit den Arten und Ökosystemen zu widmen, die die Alpen so besonders machen.

Die Gewährleistung einer gesunden alpinen Umwelt kommt sowohl den Menschen zugute, die in den Alpen leben oder sie besuchen, als auch denen, die weiter von ihnen entfernt leben, da die Alpen für weite Teile Europas von ökologischer Bedeutung sind. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Qualität der natürlichen Umwelt eine der Grundlagen für den Alpentourismus sowie für eine nachhaltige Land- und Forstwirtschaft ist und daher für unsere alpine Wirtschaft von entscheidender Bedeutung ist. Das empfindliche Gleichgewicht der Ökosysteme und die Biodiversität stehen jedoch zunehmend unter Druck, da der Flächenverbrauch weiter zunimmt, die Lebensräume kleiner und stärker zerschnitten werden und die Klimakrise voranschreitet. Darüber hinaus zeichnen sich Zielkonflikte ab, etwa zwischen der Biodiversität und der Erzeugung erneuerbarer Energien oder zwischen der Rückkehr von Großraubtieren und der Weidewirtschaft. Die Alpenkonvention unterstützt den Dialog über diese schwierigen Themen und arbeitet daran, Kompromisse zu finden.

Acht Alpenländer

Der Schutz der Alpen erfordert ein starkes gemeinsames Verantwortungsbewusstsein und ein Forum für die Zusammenarbeit. Die acht Alpenländer – Deutschland, Frankreich, Italien, Liechtenstein, Monaco, Österreich, Slowenien und die Schweiz – sowie die Europäische Union sind mit der Alpenkonvention, die sie vor über 30 Jahren erarbeitet haben, gut aufgestellt, um dies zu erreichen. Die Alpenkonvention ist wegweisend für ein nachhaltiges Leben in den Alpen. Sie ist eine Pionierin ihrer Art als rechtsverbindlicher Vertrag für nachhaltige Entwicklung in einer internationalen Bergregion. Das macht sie zu einem einzigartigen Instrument, um grenzüberschreitende Herausforderungen wie die Biodiversitäts- und Klimakrise zu bewältigen.

Diese beiden Themen sind neben der Lebensqualität auch die Prioritäten für die Arbeit der Alpenkonvention bis 2030. Angesichts der Bedeutung der Alpen für die Biodiversität haben die Alpenländer eine Verantwortung, dazu beizutragen, dass die Alpenkonvention in diesem Bereich ehrgeizige Maßnahmen ergreift.

Wir müssen auch sicherstellen, dass wir einen Beitrag zu den europäischen und internationalen Zielen zum Schutz, zur Erhaltung und zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme leisten. Um den Schutz der biologischen Vielfalt in den Alpen mit Maßnahmen auf globaler Ebene in Einklang zu bringen, bedarf es einer politischen Koordinierung und vor allem einer gemeinsamen Vision. Diese Vision wird auf verschiedenen Ebenen entwickelt, angefangen mit dem Globalen Biodiversitätsrahmen von Kunming-Montreal und dessen 23 Zielen bis hin zur Europäischen Biodiversitätsstrategie und dem neuen Gesetz zur Wiederherstellung der Natur.

Dies wird vom derzeitigen slowenischen Vorsitz der Alpenkonvention intensiv unterstützt, der die Biodiversität zu einem Schwerpunktthema seines zweijährigen Vorsitzes gemacht hat. Slowenien möchte den Beitrag der Alpenkonvention zur Umsetzung der internationalen Ziele auf alpiner Ebene stärken. Zur Erleichterung des Dialogs zu diesem Thema wird vom 12. bis 14. Juni 2024 in Kranjska Gora eine internationale Konferenz zum Thema Biodiversität organisiert, bei der der Schwerpunkt auf den Beiträgen der Alpenkonvention zur Umsetzung des Globalen Biodiversitätsrahmens von Kunming-Montreal liegt.

Kooperation mit Bergregionen

Darüber hinaus müssen wir eng mit unseren Partnern außerhalb des Alpenraums zusammenarbeiten, um diese internationalen Ziele zu erreichen. Zu diesem Zweck kooperieren wir mit Bergregionen auf der ganzen Welt, von unserer „Schwester“, der Karpatenkonvention, bis hin zum Hindukusch-Himalaya oder den Anden. Gemeinsam wollen wir die Stimme der Berge der Welt erheben und ehrgeizigere internationale Maßnahmen zum Schutz dieser empfindlichen Ökosysteme fordern.

Der Alpenraum beherbergt einzigartige Landschaften und Arten. Wir müssen unser Bestes tun, um sicherzustellen, dass diese Orte auch für künftige Generationen erhalten bleiben. Das bedeutet, dass wir zusammenarbeiten und unsere Entschlossenheit stärken müssen, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen. Die Alpenkonvention ist in dieser Hinsicht von wesentlicher Bedeutung, da sie acht Länder und die Europäische Union sowie verschiedene Interessengruppen in einem Forum des konstruktiven Dialogs zusammenbringt.

Unterzeichnet von S.E. Aleksander Geržina, Slowenischer Botschafter in Österreich, Alenka Smerkolj, General­sekretärin der Alpenkonvention, Emil Ferjančič, Präsident des Slowenischen Vorsitzes der Alpenkonvention.

E-Mails an: debatte@diepresse.com

Die Autoren

Aleksander Geržina (1966 in ­Maribor geboren) ist seit 2021 wieder Botschafter Sloweniens in Österreich. Der studierte Historiker und Karrierediplomat, der unter anderem in Brüssel und New York diente, hatte diese Funktion schon von 2009 bis 2013 inne. Alenka Smerkolj (*1963) ist eine slowenische Politikerin, war von 2024 bis 2018 Ministerin im Kabinett Miro Cerar und ist seit September 2019 Generalsekretärin der Alpen­konvention. Emil Ferjančič ist ­Präsident des slowenischen Vorsitzes der Alpenkonvention, Slowenisches Ministerium für Natürliche Ressourcen und Raumplanung.

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