Tennis in Paris

Roland Garros oder: Zwei Jahrzehnte der Nadal-Saga

Rafael Nadal: Er prägte das Turnier in Paris wie kein anderer.
Rafael Nadal: Er prägte das Turnier in Paris wie kein anderer.Reuters / Gonzalo Fuentes
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Wer an die French Open denkt, hat Rafael Nadal vor Augen. Der Iberer prägte diesen Grand-Slam mit vierzehn Erfolgen wie kein anderer. 2005 gewann er beim Debüt gleich zum Titel, von 115 Matches hat er nur drei verloren. Seine Abschiedsvorstellung endet womöglich jäh im Auftakt-Schlager gegen Alexander. Zverev

14 Einzel-Triumphe bei einem Grand Slam eines Spielers sind unerreicht, einzigartig ist daher auch die Geschichte von Rafael Nadal bei den French Open. Über zwei Jahrzehnte hat der Spanier die Geschehen bei diesem Turnier bestimmt wie kein anderer je einem Tennis-Event seinen Stempel aufgedrückt hat. 18-mal trat Nadal in Roland Garros an, nur dreimal in 115 bestrittenen Partien ging er als Verlierer vom Court. Dazu kam eine w.o.-Niederlage in Nadals French-Open-Chronologie.

Diese könnte nun bereits in Runde eins ein Ende nehmen, geht es doch gegen den deutschen Olympiasieger und Titelanwärter bzw. in Form befindlichen Rom-Sieger Alexander Zverev. Wann immer jedenfalls Nadal bei den 123. French Open sein letztes Spiel bestreitet, es wird wohl noch auf dem Court zu einem emotionalen Rückblick auf die zwei Jahrzehnte Rafael Nadal bei den French Open kommen, auf die es in Folge einen Überblick gibt.

Die Nadal-Saga in Roland Garros: Pokal und Triumphe.
Die Nadal-Saga in Roland Garros: Pokal und Triumphe.APA / AFP / Stf

2005: Nadal hatte das Jahr in der Weltrangliste außerhalb der Top 50 begonnen, ging aber nach fünf Saison-Titeln als Nummer 4 und Co-Favorit in die French Open. An seinem 19. Geburtstag schaltete er den topgesetzten Schweizer Roger Federer aus und holte zwei Tage später erneut mit einem Viersatzsieg gleich bei seinem Roland-Garros-Debüt gegen den ungesetzten Argentinier Mariano Puerta den Titel.

2006: Hinter Federer schon als Nummer zwei gesetzt, landete Nadal erneut einen Viersatzerfolg gegen den Eidgenossen - diesmal im Endspiel. Davor hatte Nadal im Viertelfinale von einer Aufgabe des Serben Novak Djokovic profitiert, im Halbfinale ließ er dem Kroaten Ivan Ljubicic keinen Satz.

Erster Hattrick seit Björn Borg

2007: Wieder fehlte Federer nur der letzte Schritt zu seinem ersten Pariser Freiluft-Titel, und wieder war es ein finaler Viersatzsieg von Nadal, mit dem der Traum des Weltranglistenersten platzte. Bis zum Endspiel hatte Nadal keinen Satz abgegeben, dabei u.a. Juan Martin del Potro (ARG), Lleyton Hewitt (AUS), seinen späteren Trainer Carlos Moya (ESP) und Djokovic in die Schranken gewiesen. Es war der erste Titel-Hattrick in Roland Garros seit dem Schweden Björn Borg 1980.

2008: Die Geschichte wiederholte sich, nur dass Nadal im Turnierverlauf diesmal keinen einzigen Satz abgab. Das mussten auch im Halbfinale und Finale erneut Djokovic und Federer akzeptieren. Letzterer wurde mit 6:1,6:3,6:0 deklassiert.

2009: Erstmals ging Nadal als Weltranglisten-Erster ins Turnier, erlebte nach drei glatten Siegen bzw. insgesamt elf Matches ohne Satzverlust (seit dem Finale 2007) aber eine böse Überraschung. Nach 31 Siegen in Serie bei diesem Major unterlag er im Achtelfinale dem nur auf Position 23 gesetzten Schweden Robin Söderling in vier Sätzen. „Ich wusste, dass dieser Tag einmal kommen würde“, gab sich Nadal danach gefasst. Federer nutzte die freie Bahn zum Gewinn seines einzigen Paris-Titels.

2010: Die Reaktion Nadals auf seinen Vorjahres-Lapsus war beeindruckend. Wieder gab er auf dem Weg zum Titel keinen Satz ab, im Finale besiegte er zudem Söderling 6:4,6:2,6:4. Im Halbfinale gegen Jürgen Melzer gab es auch ein österreichisches Highlight, der Niederösterreicher zwang Nadal nach seinem Viertelfinal-Sieg über Djokovic immerhin in einen Tiebreak.

Das halbe Dutzend

2011: Zum insgesamt vierten und letzten Mal versuchte sich Federer gegen Nadal im Endspiel, wieder war der Iberer in vier Sätzen besser. Söderling und der Schotte Andy Murray waren im Viertel- und Halbfinale auch nicht in der Lage gewesen, Nadal Paroli zu bieten. Das hatte aber der US-Amerikaner John Isner in der Auftaktrunde in fünf Sätzen geschafft. Mit seinem sechsten Paris-Titel zog Nadal mit Borg gleich.

2012: Es kam zum ersten dreier Final-Duelle mit Djokovic. Der Titelverteidiger setzte sich in einer wegen Regens erst am Montag gefallenen Entscheidung in vier Sätzen durch und wurde so zum alleinigen Rekordgewinner von Roland Garros.

2013: Abwechslung in der Finalbesetzung, da Nadal Djokovic diesmal in einem hochklassigen Halbfinale mit 9:7 im fünften Satz ausschaltete. Weniger Gegenwehr hatte der Seriensieger in den drei Sätzen im Endspiel durch seinen Landsmann David Ferrer - und das, nachdem Nadal erst im Februar davor nach einer Pause wegen Kniebeschwerden sein Comeback gegeben hatte. Achtmal hatte bis dahin noch niemand bei einem Grand-Slam-Turnier triumphiert.

Getty Images Julian Finney

2014: Dominic Thiem gab wie neun Jahre davor Nadal sein Roland-Garros-Debüt, musste sich im direkten Duell der beiden in Runde zwei aber 2:6, 2:6, 3:6 beugen. Nadal marschierte weiter, gewann im Halbfinale gegen Murray und im Endspiel in vier Sätzen auch diesmal gegen Djokovic.

2015: An seinem 29. Geburtstag und damit exakt zehn Jahre nach seinem ersten Halbfinalsieg über Federer musste sich Nadal im Viertelfinale Djokovic „in seinem Wohnzimmer“ glatt 5:7,3:6,1:6 glatt geschlagen geben. Im Finale hatte sich der „Djoker“ dem Schweizer Stan Wawrinka zu beugen.

2016: Erneut kein zehnter Paris-Titel für Nadal. Wegen einer Verletzung am linken Handgelenk trat er zu seinem Drittrundenspiel gegen seinen Landsmann Marcel Granollers nicht an.

Dominic Thiem unterlag auch Nadal in Paris.
Dominic Thiem unterlag auch Nadal in Paris.Jean-paul Pelissier / AFP

2017: Hatte Thiem zuvor Nadal im Rom-Viertelfinale entzaubert, gab es ein Wiedersehen im Paris-Halbfinale. Der Iberer revanchierte sich mit einem 6:3,6:4,6:0 deutlich und ließ im Finale durch ein 6:2,6:3,6:1 gegen Wawrinka seinen zehnten French-Open-Triumph folgen.

Gegen Thiem in Finale

2018: Diesmal ging es erst im Finale gegen Thiem, nachdem dieser vier Wochen davor dieses Duell im Madrid-Viertelfinale für sich entschieden hatte. Das Ergebnis war mit 6:4,6:3,6:2 erneut deutlich - Titel Nr. 11.

2019: Thiem erarbeitete sich durch einen Fünfsatz-Halbfinalsieg über Djokovic die Chance zur Finalrevanche, doch Nadal machte nach einem Halbfinalerfolg gegen Federer mit einem 6:3,5:7,6:1,6:2 das Dutzend an Paris-Titeln voll.

2020: Beim corona-bedingt in den Herbst verlegten Turnier spielte Nadal seinen 13. Titel in Roland Garros ein, wieder hatte im Finale Djokovic recht glatt das Nachsehen. Es war Nadals 100. Match-Sieg bei den French Open.

2021: Die dritte Match-Niederlage Nadals bei diesem Turnier fügte ihm Djokovic im Halbfinale in vier Sätzen zu, der Serbe holte dann auch den Titel. Nadal hatte davor 33 French-Open-Partien en suite gewonnen.

2022: Nachdem er zu Jahresbeginn nach halbjähriger Verletzungspause zurückgekommen war und gleich die Australian Open gewonnen hatte, bäumte sich Nadal bereits 36-jährig noch einmal auf und sicherte sich Titel Nr. 14. Dem Norweger Casper Ruud ließ er dabei im Endspiel nur sechs Games. Den Schlager im Viertelfinale gegen Djokovic hatte Nadal in vier Sätzen gewonnen, im Halbfinale profitierte er von der verletzungsbedingten Aufgabe des Deutschen Alexander Zverev.

Erstmals seit 2004 ohne Nadal

2023: Erstmals seit 2004 gingen die French Open ohne Nadal über die Bühne. Wegen seiner Absage aufgrund einer Hüftbeuger-Blessur rutschte ausgerechnet Thiem in den Hauptbewerb.

2024: Wohl in seinem Abschiedsjahr hat sich Nadal trotz körperlicher Beschwerden und längeren Verletzungspausen zu einem weiteren Antreten entschieden. Sein „Farewell“ beginnt gegen Zverev. Der Erstrunden-Hit ist nicht nur ein Re-Match des Halbfinales von vor zwei Jahren, sondern könnte gut zur Abschiedsvorstellung Nadals bei den French Open werden.

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