Komplexitätsforschung

Migration geht zu Orten mit vielen Landsleuten

In Bezirken mit vielen Deutschen ziehen Menschen aus Deutschland mit höherer Wahrscheinlichkeit hin als z. B. nach Wien Favoriten.
In Bezirken mit vielen Deutschen ziehen Menschen aus Deutschland mit höherer Wahrscheinlichkeit hin als z. B. nach Wien Favoriten.APA / Bodo Marks
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Die Gruppe am Zielort ist wichtiger als die Nähe zur eigenen Heimat.

Wie sich eine Bevölkerung entwickelt, hängt von Geburten, Todesfällen und Migration ab. Während Geburt und Tod in Zahlen fassbar sind, ist Migration schwer zu quantifizieren und vorherzusagen. Ein Team vom Complexity Science Hub (CSH) in Wien hat ein neues Modell entworfen, das Bewegungen von Menschen zwischen verschiedenen Ländern etwas klarer nachzeichnet, und in Pnas Nexus publiziert.

Bisher gehen viele Studien davon aus, dass Zuwanderer in Regionen nahe ihrer Heimat ziehen und Orte bevorzugen, wo bereits viele Menschen leben (Gravitationsmodell). Die österreichisch-britisch-ukrainische Gruppe um Rafael Prieto-Curiel und Yurij Holovatch setzt auf ein neues „Diaspora-Migrationsmodell“. In diesem ist Homophilie, also das Bevorzugen von ähnlichen Gruppen, ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung, wohin man migriert. Ganz nach dem Motto: Gleich und gleich gesellt sich gern.

Mehr Deutsche im 7. Bezirk

Das Team aus der Komplexitätsforschung nutzte dazu Daten von 2009 bis 2022 aus den USA und aus Österreich bis zur Bezirksebene (nach der Postleitzahl). Dabei flossen die Nationalitäten von 1,46 Millionen nicht in Österreich geborenen Personen sowie Analysen des Zuzugs in US-amerikanische Ballungsräume ein. So wurde sichtbar, dass Menschen häufiger dorthin ziehen, wo ihre Landsleute bereits stark vertreten sind.

In Wien kamen acht Mal mehr Menschen aus Serbien als aus Deutschland nach Favoriten, während 1,4-mal mehr Menschen aus Deutschland als aus Serbien in den siebenten Bezirk zogen, rechnet das CSH-Team vor. Auch in den USA steigt die Wahrscheinlichkeit für Zuzug aus einem bestimmten Land, je höher die Community der Nationalität an einem Ort ist. Die Forschenden plädieren dafür, mehr Raum zum Austausch verschiedener Kulturen zu schaffen. (APA/vers)

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