Glosse: Existenzkampf in Saudiarabien

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ie Sprache verrät die Un barmherzigkeit, mit der im Königreich Saudiarabien derzeit um die Herzen und Hirne, vor allem aber um die Macht gekämpft wird. Von "gnadenloser Jagd", "Vernichtung", "totaler Säuberung" ist von Seiten der angegriffenen Machthaber zu hören. Und dass die Aggressoren, die lokalen Zellen des Terror-Netzwerkes al-Qaida, in denselben Kategorien denken und handeln, hat nicht erst die bestialische Ermordung der amerikanischen Geisel Paul Johnson gezeigt.

Osama bin Ladens al Qaida, einst vom saudischen Königshaus finanziell hochgepäppelt, hat den einstigen Förderern den totalen Krieg angesagt. Eine Hauptfront haben die Terroristen dabei gegen die in Saudiarabien massenhaft tätigen Ausländer eröffnet - vor allem gegen die aus westlichen Staaten, die für den ständigen Fluss des Erdöls sorgen. So soll das wirtschaftliche Fundament, auf dem das Herrscherhaus steht, unterminiert werden.

Dieses Herrscherhaus ist bei der Verteidigung seiner Macht nicht zimperlich. Es hat den Fehdehandschuh Osama bin Ladens und seiner Gefolgschaft aufgenommen. Mit finanziellen Geschenken war kein Ruhighalten der Fanatiker mehr zu erkaufen.

An Menschenrechte, an Mindestregeln der Kriegsführung denkt in diesem Existenzkampf zweier fundamentalistischer islamischer Glaubensrichtungen - Islamisten contra Wahhabiten - gewiss niemand. Das Blut wird noch in Strömen fließen.

b.bischof@diepresse.com

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