Glosse: Russlands Pendel schwingt zurück

Was will Putin? Eine moderne Art des Zarismus, eine neue Version der Sowjetmacht?

Wladimir Putins Macht übernahme 1999 war die Zäsur. Nach der neuen "Zeit der Wirren", den chaotischen Neunzigerjahren unter Boris Jelzin, kehrte schrittweise der autoritäre Staat zurück nach Russland. Und nach fünf Jahren Putin beginnen sich nun sogar westliche Spitzenpolitiker besorgt zu fragen, wie weit dieser Pendelausschlag zum Autoritarismus denn noch gehen werde.

Entwickelt sich da in Moskau eine modernisierte Form des Zarismus? Oder kommt gar eine neue Version der Sowjetmacht, deren Kern noch im kommunistischen Geheimdienst KGB ausgebildete Nachrichtendienstler bilden? Dass Putin zur Verbesserung der Terrorbekämpfung nichts anderes einfällt, als noch mehr Macht im Kreml zu konzentrieren, den Zentralismus auszubauen und der Opposition die letzten Zugänge ins Parlament zu versperren, lässt auch in Washington und bei der EU die Alarmglocken schrillen.

Exzessive Machtkonzentration hat eine lange Tradition in der russischen Geschichte. Die Frage ist indes, ob ein autoritäres Russland in die Gegenwart passt, ob es wirklich die richtige Antwort auf die Herausforderungen der Moderne ist. Gut, auch in China schweigen die westlichen Politiker und Wirtschaftskapitäne zu den Auswüchsen eines totalitären Herrschaftssystems um der lieben Geschäfte willen. Warum sich also über Russland aufregen? Weil man sich Russland letztlich halt eben doch als einen zivilisierten, europäischen Staat wünscht.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.