Glosse: Wie Göring zur Fuchsjagd kam

Die Debatte über ein Verbot der Fuchsjagd rührt tief an die wahren Bruchlinien Großbritanniens.

Wenn die Zeitung "Guardian" die britische Fuchsjagd und Hermann Görings Luftwaffe in einem atemlosen Satz erwähnt, dann muss viel auf dem Spiel stehen. Die Grundlagen der Demokratie etwa, die Großbritanniens Medien nach dem Sturm des Londoner Unterhauses durch Anhänger der Fuchsjagd gefährdet sehen. Die Protestaktion sei ein ebenso ernster Angriff auf die Freiheit des britischen Volkes wie Görings Piloten, heißt es da. Von Freiheit sprachen auch die fünf jungen Männer, Söhne aus bestem Hause allesamt, die den Sitzungssaal stürmten.

Britisches Blut gerät eben ins Wallen, wenn es um die Beschränkung von Freiheiten geht - vor allem, wenn diese zur Tradition des Landes zählen. Die Debatte über ein gesetzliches Verbot der Fuchsjagd reicht viel tiefer als zur Frage, ob die rund 25.000 Füchse, die bei den Hetzjagden der britischen Oberschicht jährlich getötet werden, nun eine Pest seien, oder nicht. Hier geht es um den Klassenkonflikt, der Großbritannien immer noch beherrscht wie kein zweites europäisches Land. Aber auch um die immer tiefer werdende Kluft zwischen Stadt und Land. Die "Countryside" ist nicht erst seit Maul- und Klauenseuche und Rinderwahnsinn in einer tiefen Krise.

Vor allem aber geht es um das, was Englisch-Sein für viele ausmacht. Wird die Fuchsjagd verboten, was fällt als Nächstes? Die Queen auf der Pfundnote, das Fahren auf der linken Seite? Das kann ein paar Gentlemen schon schreiend das Parlament stürmen lassen.

friederike.leibl@diepresse.com

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