Reisen in Sachen Gesundheit

Ein bisserl gesund darf’s in den Ferien schon sein: Langsam, aber sicher schwappt der Wellness-Trend auf den Sommerurlaub über. Die meisten wollen zwar nicht ganz auf Liegestuhl und Strandbar verzichten – Yogasitz und Bio-Küche werden aber immer beliebter.

Pack den Blutdruckmesser ein, issÂ’ nur gesunde Schlemmerein  Reisen in Sachen Gesundheit werden beliebter. Immer mehr Menschen wollen nicht nur Sonne, Sand und Meer genießen, sondern ihren Urlaub auch dazu nutzen, Körper, Geist und Seele etwas Gutes zu tun. Yogasitz statt Liegestuhl, Salat statt Schnitzel und Spaziergang statt Strandbar lautet die Devise jener, die einen „gesundheitsorientierten“ Urlaub verbringen wollen. Und das beschränkt sich nicht nur auf den klassischen Wellness-Urlaub, in dem ein wenig in der Therme planschen und Massagen genießen auf dem Programm stehen.

„Die Wellness-Einstellung hat auf die verschiedensten Lebensbereiche übergeschwappt, eben auch auf Reise und Freizeit“, erklärt Peter Zellmann, Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung. Corinna Langwieser, Trendforscherin beim deutschen „Zukunftsinstitut“ und Autorin der Studie „Megamarkt Gesundheit“ bestätigt: „Der Fokus lag in der Vergangenheit bei Schönheit und Entspannung, also dem, was zu Beginn der Entwicklung mit dem Begriff Wellness assoziiert wurde. Je länger der Trend anhält, desto ernsthafter werden die Bemühungen.“ Inzwischen sei Gesundheit zu einem Synonym für persönliches Wohlbefinden geworden, das es durchaus mit klassischen Vorsorgeuntersuchungen, aber auch mit neuartigen Entspannungsprogrammen zu unterstützen gelte.

Sie lieben es klassisch. Zu glauben, dass Herr und Frau Österreicher ihren geliebten Strandurlaub am Mittelmeer nun zu Guns­ten einer Gesundheitsreise stornieren, ist verfehlt. Der Großteil der heimischen Reisenden bevorzugt es weiterhin klassisch. Zellmann schätzt das Marktpotenzial für gesundheitsorientierte Reisen auf rund 15 Prozent, Roland Bässler, Dozent am Institut für Sportwissenschaft und an der IMC FH Krems im Bereich Tourismusforschung tätig, sieht es bei 20 Prozent – mit steigender Tendenz: „Das ist ein boomender Markt mit vielen Facetten. Und nachfrageseitig eines der wertschöpfungsstärksten Segmente“, so der Autor der Studie „Gesundheitstourismus in Österreich. Eine Angebots- und Nachfrageanalyse im Kur- und Wellness­tourismus“, die Ende Mai präsentiert wird.

Aber auch wenn die Mehrheit der Urlauber Gesundheitsreisen noch nicht in ihrer puren Form bucht, „wird bei der Auswahl nach gesunden Elementen gefragt wie Natur, saubere Umwelt, Sport- und Entspannungsangebote“, so Zellmann. Ein Trend, den er ortet: „Der Urlaub wird verstärkt als Ergänzung, nicht als Kontrast gewählt. Nicht als Flucht aus dem Alltag in eine Gegenwelt, sei sie extrem wellness-, adventure- oder kulturorientiert. Gewünscht ist ein bewusstes Es-sich-gut-gehen-Lassen.“

Mehr Eigenverantwortung! Warum das so ist, erklärt Langwieser: „Gesundheitsreisen werden aus zwei Gründen in Zukunft für immer mehr Menschen attraktiv: Zum einen, weil die Bereitschaft, sich eigenverantwortlich um Gesundheit und Wohlbefinden zu kümmern, stetig wächst; zum anderen, weil den Menschen durch ihren hochkomplexen Alltag zugleich immer weniger Zeit zur Verfügung steht. Die intensive Aus­einandersetzung mit Körper, Geist und Seele im Urlaub ist die Lösung.“

Und wie müssen nun Plätze aussehen, an denen man eine solch  „intensive Ausei­nandersetzung“ adäquat verleben kann? „Der ideale Gesundheitsurlaub setzt bei den persönlichen Bedürfnissen des Einzelnen an: Jeder seriöse Anbieter sollte in der Lage sein, darauf Rücksicht zu nehmen, ob es seinem Kunden zum Beispiel mehr um echte Vorsorge oder vor allem um persönliche Entspannung geht; ob er seinem Körper vor allem mit Bewegung oder etwa mit einer Ernährungsumstellung Gutes tun möchte“, weiß Langwieser. Fazit: „Je breiter das Angebot, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass für jeden Gesundheitsreisenden das Passende dabei ist.“ Für Bässler wichtig: „Nicht nur die Hardware, das Haus, die Ausstattung zählen. Es müssen Gesundheitsphilosophie, Fachkompetenz und Authentizität stimmen.“ Auf Anbieterseite gebe es da in einigen Fällen noch Aufholbedarf, beziehungsweise stehe eine Auslese bevor. „Bislang gibt noch der Markt die Qualitätsstandards vor, es fehlt – noch – der Leidensdruck, weil das Geschäft ohnehin läuft.“

Kriterium Ganzheitlichkeit. Einige Tipps, um bis zu dieser Auslese die Spreu vom Weizen zu trennen: „Ein gutes Zeichen ist es, wenn es eine Angebotsgruppe gibt, hinter der eine Gesellschaft, ein Gütesiegel steht. So kümmert sich jemand um die Einhaltung der Standards“, weiß Ulrike Borov­nyak, Gesundheits- und Fastentrainerin bei der Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitsförderung. Für sich selbst gelte es im Vorfeld die Fragen zu klären: Was ist für mich gesund, was möchte ich machen? Nur entspannen, mich auch bewusst ernähren oder vor allem aktiv sein?
Hat man ein konkretes Offert im Auge, sollte man, so Bässler, folgende Aspekte beachten: „Gibt es ein ganzheitliches Angebot von der Bewegung bis zur Ernährung, gibt es kompetente, qualifizierte Mitarbeiter, wird Wert auf die Nachhaltigkeit gelegt – und nicht zuletzt – ist die Lage ruhig?“

Gesunder Urlaub beginnt im Kopf! Ist die richtige Gesundheitsdestination gefunden, gilt es sich – und seine Lieben – auf die viele Erholung einzustimmen. „Gesunder Urlaub beginnt im Kopf“, weiß Borovnyak. „Mit der richtigen Vorbereitung, etwa einer Planung, um die Phasen des totalen Stress vor und nach dem Urlaub zu vermeiden. Ein Monat vor der Reise schon etwas in Richtung bewusstes Leben zu machen – lange Spaziergänge, Massagen, Qi Gong – hilft ebenso.“

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