Erbtante Melinda zeigt sich knausrig

Im Familienstreit der Esterhazys geht es um den Zugriff auf ein Milliardenvermögen.

EISENSTADT (hws). Der eine ist zwar Familienoberhaupt, aber die 82jährige Erbtante verfügt über das Geld: Solches soll in den besten Familien vorkommen. Die Fürsten Esterhazy freilich sind eine ganz spezielle. Mit 27.600 Hektar Wald sind sie die bedeutendsten Forstbesitzer Österreichs. Und das Vermögen der Fürstin Melinda Esterhazy beläuft sich auf 1,1 Milliarden Euro. Die alte Dame liegt damit im "Ranking" der reichsten Österreicher auf jeden Fall unter den ersten zehn.

Den sagenhaften Reichtum hat ihr der um 19 Jahre ältere Fürst Paul Esterhazy von Galantha bei seinem Tod 1989 hinterlassen. 1946 hatte der Großgrundbesitzer die damalige Budapester Primaballerina Ottrubay geheiratet. Die Ehe blieb kinderlos. Melinda verwaltete das Ererbte äußerst geschickt, richtete schließlich Privatstiftungen zur Versorgung des Familienclans ein - und zog sich im heurigen Sommer ins Privatleben in Zürich zurück. Als Generaldirektor des "Konzerns" setzte sie ihren Neffen Stefan Ottrubay ein, der die "Esterhazy Betriebe GmbH" in Eisenstadt mit modernen Managementmethoden zu führen gedachte. Eine heikle Aufgabe, die Geschick erfordert. Denn es gilt, neben den riesigen bäuerlich genutzten und verpachteten Grundstücken auch die Familienbesitztümer Burg Forchtenstein und Schloß Esterhazy in Eisenstadt zu managen. Die Erträgnisse müssen so angelegt werden, daß die Substanz der Familienstiftungen nicht nur erhalten, sondern ständig gemehrt werden.

Widerspenstiger Onkel

Nur einer spielte da nicht mit: Fürst Anton Esterhazy, ein Neffe des verstorbenen Pauls, offiziell Chef des Hauses. Er bekam aus den Stiftungen zwar ebenfalls monatlich eine Apanage von mehreren tausend Euro, aber er goutierte die Gangart seines Verwandten in der Generaldirektion nicht wirklich. Die Querelen dürften sich so zugespitzt haben, daß die alte Tante durchgriff: Sie will Fürst Anton nicht mehr im Familienbeirat sehen und hat im Mai die Apanage an den Neffen ihres Mannes gestoppt.

"Ich kann mir bis heute nicht erklären, warum mich Melinda aus der eigens für uns ins Leben gerufenen Stiftung hinausgeschmissen hat", hadert Fürst Anton mit seinem Schicksal. "War es Neid, war es Haß? War es die Vorstellung, daß die Esterhazys im Burgenland nicht mehr existieren sollten?" Man habe ihn bei der zurückgezogen lebenden Tante in der Schweiz vernadert, befürchtet Anton.

Die Wahrheit dürfte viel simpler sein: Es geht um Burgen und Schlösser, um Wald- und Grundbesitz, sollte Tante Melinda einmal nicht mehr unter den Lebenden weilen. Freilich dementiert dies Generaldirektor Stefan Ottrubay. Melinda Esterhazy habe lediglich eine "Nachdenkpause" verordnet, er hoffe auf eine gütliche Einigung mit dem erbosten Verwandten. Bis dahin freilich muß Fürst Anton darben: Er lebt mit seiner Familie in München, besitzt in Budapest nur eine Zwei-Zimmer-Wohnung und hat vom Verkauf des Wiener Palais Esterhazy läppische 600.000 D-Mark bekommen. Einige nicht aufgeschlossene Grundstücke im Burgenland sind seine letzte Reserve: "Ich kann natürlich durchhalten, bis die marktreif sind, muß aber den Gürtel sehr eng schnallen."

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