„Das Leben in Hollywood ist grauenhaft“

ERFAHRUNGSBERICHT. Elisabeth Sereda lebt seit zwanzig Jahren als Journalistin in Hollywood. Mittlerweile ist sie eng mit George Clooney befreundet und fand, es sei jetzt Zeit für ein Buch.

Ihren ersten Job im „Sunshine-Staat“ Hollywood nennt Elisabeth Sereda heute „ziemlich sinnlos“. Aber nicht, weil die Arbeit an sich eine unnütze Tätigkeit war, sondern weil sie sich beim Verkaufen von Theater-Abonnements in einer Stadt wie Los Angeles so fühlte, als würde sie unentwegt gegen Windmühlen ankämpfen: „In dieser Stadt gehen die Leute nicht ins Theater, ja, einige wissen wahrscheinlich nicht einmal wie man ,Theater‘ buchstabiert“.

So denkt also eine, die seit genau zwanzig Jahren in Los Angeles lebt, ein Büro mit drei anderen Auslands-Journalisten aufgebaut hat, seit zwölf Jahren in der Hollywood Foreign Press Association die Golden Globe-Gewinner wählt und ganz nebenbei enge Freunde in der Filmbranche gefunden hat – so wie George Clooney. Mit ihm hat sie einmal eine Nacht lang „entsetzlich viel getrunken“, seitdem verstehen sie sich blendend. Ihn bat sie auch, ein Vorwort für ihr Buch zu schreiben, das seit heute im Buchhandel erhältlich ist. Dass die 41-jährige Journalistin (bei „Ö3“ und „Live“) Hollywood nicht durch eine rosarote Brille sieht, merkt man auch am Buch-Cover: Der Himmel über dem Hollywood-Schriftzug ist Wolken-verhangen und wenig freundlich. Nur weil in Los Angeles oft die Sonne scheint, heißt das nicht, dass dort immer alles wunderbar ist.

Auch deshalb denkt Sereda mittlerweile laut darüber nach, wieder nach Österreich, zumindest aber nach Europa, zurückzukehren: „Ich halte Hollywood eigentlich nicht mehr aus. Irgendwann wird es langweilig“, gesteht die gebürtige Österreicherin im Interview mit der „Presse“. Im kommenden Jahr möchte sie nach Europa ziehen und sich beruflich verändern, denn „das Leben in Hollywood ist grauenhaft“.


Ihr Büro in Los Angeles und ihre Wohnung möchte sie aber vorerst nicht aufgeben. Schließlich habe sie sich alle ihre Kontakte hart erarbeitet. In den vergangenen zwei Jahrzehnten, seit denen sie in Amerika lebt, habe sich aber auch die Filmbranche enorm gewandelt: „Damals war es für ausländische Journalisten extrem schwer, an Informationen zu kommen.“ Erst Ende der Neunziger Jahre habe die US-Filmbranche erkannt, dass auch in Europa große Nachfrage nach Kinofilmen besteht. Heute würde ein großer Teil der Filme in Europa gedreht.

Dass sie Freunde wie George Clooney und Hillary Swank in Hollywood gefunden hat, ist auch keine Selbstverständlichkeit. In einem Kapitel ihres Buches schreibt Sereda über die wenigen „Guten“ aus L. A.: Etwa Jodie Foster, Pierce Brosnan und Charlize Theron. Ein regelrechtes „Monster“ sei hingegen Julia Roberts: „Als sie bei einem Fernsehinterview für die ZIB einfach unmöglich zu mir war, habe ich das Interview kurzerhand abgebrochen.“ Weil Sereda da aber schon in der Golden Globe-Jury saß, hatte Roberts PR-Agentin die Schauspielerin dazu gebracht, sich bei Sereda zu entschuldigen. „Die habe ich aber nicht angenommen.“ Ähnlich schlecht zu sprechen ist die gebürtige Österreicherin auf „Tom Cruise, das „Alien“, wie sie ihn nennt. Wenn er einen neuen Film produziert hat, geht sie mittlerweile einem Interview mit ihm strategisch aus dem Weg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2007)


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