Hypo Alpe-Adria im Visier der Justiz

AFFÄRE. Die Kärntner Bank hat Probleme zum Quadrat: Der Verdacht der Bilanzfälschung wird untersucht. Jetzt steht auch noch der Vorwurf der Geldwäsche im Raum.

wien. Man hat's oft schwer. Siegfried Grigg kann davon ein Lied singen. Der Chef der Kärntner Hypo Alpe-Adria hat gerade einen Riesen-Deal über die Bühne gebracht. Der Bank fließen dadurch mehr als 60 Mio. Euro Ertrag zu (siehe Bericht unten). Doch die Schlagzeilen, die Griggs Institut derzeit macht, sind trotzdem nicht nach seinem Geschmack.

Das liegt daran, dass die Hypo Alpe-Adria die Staatsanwaltschaft Klagenfurt am Hals hat. Und das gleich zweifach: Einmal geht es um den Verdacht der Bilanzfälschung rund um die im vergangenen Jahr aufgeflogenen Verluste bei Swap-Geschäften im Jahre 2004. Das Institut hatte damals 328 Mio. Euro verloren. Derzeit ist der Grazer Gutachter Fritz Kleiner dabei, die Sache zu durchleuchten. Seine Expertise wird darüber entscheiden, ob und gegen wen Anklage erhoben wird. Theoretisch ist dies für den früheren Hypo-Chef (und nunmehrigen Aufsichtsratspräsidenten) Wolfgang Kulterer sowie für die Vorstände Thomas Morgl und Günther Striedinger (bereits aus der Hypo ausgeschieden) denkbar. Für sie alle gilt die Unschuldsvermutung.

Causa numero zwei ist seit wenigen Wochen virulent: Seit der Inhaftierung des kroatischen Ex-Generals Vladimir Zagorec am 14. März. Zagorec ist zwar gegen Kaution wieder freigelassen worden – doch ihm werden nach wie vor Geldwäsche und Millionen-Veruntreuung vorgeworfen. Wie das mit der Hypo Alpe-Adria zusammenhängt? Sie steht seit dem Jahre 2003 in Geschäftsbeziehungen mit Zagorec. Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt hat Vorerhebungen gegen Vertreter des Institutes eingeleitet. Geprüft wird, welche Kredite die Kärntner Bank dem Ex-General gewährt hat – und ob diese ausreichend besichert waren.

„Erleichterte“ Notenbanker

Hypo-Chef Grigg ist empört – vor allem über die Beträge, die in den Medien herum geistern. Da wird von Krediten an Zagorec in Höhe von 250 Mio. Euro geschrieben. „Stimmt nicht“, sagt Grigg, „Herr Zagorec persönlich hat bei uns einen Kredit in Höhe von vier Millionen Euro.“ Weitere 70 Mio. seien für Immobilienprojekte aufgenommen worden. Und die seien jedenfalls ausreichend besichert. Am Dienstag sei der Hypo-Vorstand „jedes einzelne der Zagorec-Projekte mit der Nationalbank durchgegangen. Und die Herren waren sehr erleichtert“, sagt Grigg.

Seiner Meinung nach wird die Staatsanwaltschaft die Sache alsbald zu den Akten legen – zumal der Geldwäsche-Verdacht gegen Zagorec sich auf Jahre beziehe, in denen die Hypo noch gar nicht mit dem Ex-General Geschäftsbeziehungen gehabt habe. Die Staatsanwaltschaft dementiert gegenüber der „Presse“ allerdings eine Einstellung. Ob es Vorerhebungen gegen andere Institute gebe? „Mag sein“, lautet die lapidare Antwort der Justiz. Die Klagenfurter Rechtsanwälte der Hypo wollen jedenfalls vernommen haben, dass nicht gegen derzeitige Mitarbeiter oder Organe der Bank ermittelt werde – sondern gegen Ex-Mitarbeiter.

Ob es rückblickend ein Fehler war, mit Zagorec Geschäfte zu machen? „Das wage ich nicht zu sagen“, meint Grigg. Immerhin sei Zagorec seinerzeit in Kroatien als Leitfigur gefeiert worden. Dass nun die politischen Verhältnisse in Kroatien anders sind und Zagorec zum Feindbild geworden sei, sei nicht abzusehen gewesen.

Dass die Hypo Alpe-Adria ständig negative Schlagzeilen macht, ist für Grigg, der vom zweiten Großaktionär der Bank, der Grazer Wechselseitigen Versicherung kommt, übrigens rasch erklärt. Das liege an einem der Eigentümer der Bank. Sprich: dem Land Kärnten, das rund 44 Prozent hält. Mit Landeshauptmann Jörg Haider hätten wohl einige noch ein paar Rechnungen offen.

Wien/Klagenfurt (kor./dom). Der Verkauf der Consultants-Gruppe der Hypo Alpe-Adria ist unter Dach und Fach. Neuer Eigentümer wird das kroatische Immobilienunternehmen Auctor d.o.o. Wie Hypo-Chef Siegfried Grigg der „Presse“ sagte, sei im Vorjahr der Beschluss gefallen, dass sich die Hypo künftig auf die Geschäftsbereiche Bank und Leasing konzentriert. Für die vor allem im Immobiliengeschäft tätige Hypo Consultants mit ihren Projekten und Beteiligungen in Kroatien und Serbien wurde ein Käufer gesucht. Abgewickelt wurde der Verkaufsprozess durch die ASP.Consulting Group von Alon Shklares, rechtlich begleitete die Kanzlei Lansky, Ganzger die Transaktion.

Das Interesse an der Consultants-Gruppe war laut Grigg „enorm“. Mit dem 1996 gegründeten kroatischen Unternehmen Auctor kam der Bestbieter zum Zug. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Für die Hypo Alpe-Adria ergab sich aus dem Deal laut Grigg ein Buchgewinn von 60 Mio. Euro. „Ursprünglich hatten wir nur mit 20 Mio. Euro gerechnet,“ betont er. Eine Anzahlung in Höhe von 20 Prozent des Kaufpreises ist in der Vorwoche bereits in bar geflossen. Auctor übernimmt auch die rund 100 Consultants-Mitarbeiter.

Gerüchte über Risikokredite

In der Vergangenheit hatte es immer wieder Gerüchte gegeben, dass die Hypo Alpe Adria in ihrer Consultants-Gruppe Risikokredite ausgelagert habe, um sich Eigenkapital zu ersparen. Auch in einem Nationalbank-Bericht aus dem Jahr 2001 ist von in der Consultant-Gruppe geparkten Problemfällen und nicht ausreichenden Risikovorsorgen die Rede. Laut Grigg habe der Verkauf bewiesen, dass alle diese Vorwürfe nicht berechtigt waren. „Auch die Prüfer der Nationalbank waren angenehm überrascht.“ Mit dem Verkaufserlös und der kürzlich über die Bühne gegangenen Kapitalerhöhung in Höhe von 250 Mio. Euro sei die Bank nun ausreichend mit Eigenkapital ausgestattet, betonte der Bank-Chef.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2007)


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