Ein Dorf im Krieg gegen Krabbeltiere

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Ein bayrischer Ort wird von Tausendfüßlern terrorisiert. Jetzt haben sie eine niedrige Mauer um den Ort gezogen, um dem Schrecken endlich ein Ende zu machen.

Es ist der Stoff, aus dem Horrorfilme gemacht sind: Sobald die Sonne hinter den Hügeln verschwunden ist, fallen Millionen kleiner Tausendfüßler über ein kleines Dorf in Bayern her. Mit ihnen kommt ein bestialischer Gestank. Im 700-Seelen-Örtchen Obereichstätt in Bayern wird dies jeden Herbst Realität. Jetzt haben die Bewohner den Tausendfüßlern den Krieg erklärt.

Eine rund 30 Zentimeter hohe Blechmauer soll Obereichstätt in Oberbayern vor der nächtlichen Invasion der Krabbeltiere schützen. Im Wechsel patrouillieren die Anrainer einmal pro Tag entlang der fast 200 Meter langen Tausendfüßler-Barriere und sammeln die lästigen Tierchen ein. Nachts bleibt es in Obereichstätt dann dunkel, kein unnötiger Lichtschein soll die Tausendfüßler anlocken.

Die rund drei Zentimeter langen Tierchen, im Wissenschaftsjargon "Megaphyllum unilineatum" genannt, kommen aus den brach liegenden Feldern im Westen des Dorfes. Allnächtlich belagern sie alles, was beleuchtet ist: Mauern, Gärten, sogar ganze Häuser. Bei Morgengrauen sind sie dann wieder weg.

Ihren bisherigen Höhepunkt erreichten die Überfälle 2006: "Das war wie im Horrorfilm", sagt Bernhard Koderer. Die Straße zu seinem Haus war 2006 mit den schwarz schimmernden Tausendfüßlern bedeckt. "Das hat nur so geknackt unter den Schuhsohlen." Der Geruch, der in der Luft lag, sei "unbeschreiblich penetrant" gewesen.

Schuld sind die Wehrdrüsen der Tausendfüßler. In Gefahrensituationen sondern sie den giftigen Stoff Benzochinon ab. Es ist auch der Grund, warum die Tiere fast keine natürlichen Feinde haben. In den vergangenen Jahren litten neben Obereichstätt auch Orte in Vorarlberg sowie in den deutschen Bundesländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt unter massenhaft auftretenden Tausendfüßlern.

(APA)

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