EXPANSION: Inder bauen Reifenfabrik in Ungarn

Apollo bildet mit Bridgestone, Michelin & Hankook ungarischen Reifencluster.

BUDAPEST/WIEN (p.m.). Ungarns Premier Ferenc Gyurcsány eifert in einem Punkt dem ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky nach: Er betätigt sich als Geschäftsanbahner. Bei einem Indien-Besuch hat er soeben eine der größten Fabriken „an Land gezogen“: Der indische Großkonzern Apollo baut in Nordostungarn um rund 300 Mio. Euro eine Reifenfabrik.

Mit Bridgestone, Michelin und Hankook wird Ungarn damit endgültig zum „Reifencluster“ des östlichen Europa. Apollo Tyres, 1975 gegründet, war im Vorjahr mit einem Umsatz von rund einer Milliarde Dollar (676 Mio. Euro) weltweit die Nummer 15 unter den Reifenherstellern. Eindeutig größer sind der französische Riese Michelin, der den alteingesessenen Hersteller Taurus im ostungarischen Nyíregyháza übernahm, und der japanische Bridgestone-Konzern. Dieser errichtet gegenwärtig eine Fabrik in Tatabánya.

Probleme für Südkoreaner

Die größte Investition, nämlich 125 Mrd. Forint (492 Mio. Euro), tätigte Hankook: Die Südkoreaner wollten nach Pressburg (Bratislava), siedelten sich aber nach einem Rückzieher der Slowakei in Dunaújváros südlich von Budapest an. Die Ostasiaten haben sich aber vorerst nicht unbedingt beliebt gemacht: Ihnen werden unter anderem Umweltsünden und Verstöße gegen das ungarische Arbeitsrecht vorgeworfen.

Mit der „Landung“ von Apollo erringt Ungarn nicht nur wieder einen Prestige-Sieg im Wettlauf gegen die Slowakei, die sich ebenfalls um das Werk bemüht hat. Die Ansiedlung ist auch beschäftigungspolitisch bedeutsam: Die Inder wollen im Industriepark der nordostungarischen Stadt Gyöngyös in der ersten Phase 900, ab Ende 2010 schon 1500 Menschen beschäftigen. Gyöngyös leidet unter acht Prozent Arbeitslosigkeit, in der Umgebung ist teilweise jeder Fünfte ohne Job.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2008)

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