Nahrungsmittel: Kompromiss im Wurst-Streit

(c) AP (Thomas Kienzle)
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Tschechen und Slowaken schützen Spezialitäten. Ein Problem könnte allerdings in naher Zukunft auftreten: ähnliche Produkte findet man nämlich in ganz Mitteleuropa.

Pressburg. Im wahrsten Sinne des Wortes um die Wurst ging es in einem seit Oktober tobenden Streit zwischen den einstigen Schwesterrepubliken Tschechien und Slowakei auf EU-Ebene. Tschechien hatte nämlich empörten Protest eingelegt, als die Slowakei für ihre „Spekáciky“ (Speckwürste) und verschiedene Räucherwurstspezialitäten die Registrierung als geschützte landestypische Spezialität beantragte. Mit geringfügig anderen Zutaten und einem „i“ weniger im Namen gelten nämlich in Mähren und Böhmen „Spekacky“ als unverwechselbare tschechische Spezialität.

Nun wurde ein salomonischer Kompromiss erzielt: Die Slowakei zieht ihren Antrag zurück und beide Länder werden gemeinsam einen neuen Antrag zur Registrierung beider Varianten als Schutzmarke stellen. Das gaben der tschechische Landwirtschaftsminister Petr Gandalovic und seine slowakische Amtskollegin Zdenka Kramplová bekannt. Stören könnten die Lösung aber Interventionen anderer Länder. Denn ähnliche Produkte findet man in ganz Mitteleuropa. Selbst im weit von der Slowakei entfernten Vorarlberg würde man diese Knackwurst wohl ohne Zögern als typischen „Schübling“ identifizieren und als eigenes Produkt betrachten.

Einigung bei Räucherkäse

Ähnlich wie nun der tschechisch-slowakische Streit um die Wurst wurde schon im Sommer auch ein slowakisch-polnischer Käsestreit mit einem Kompromiss beigelegt: Die Slowakei verzichtet auf ihren Einspruch gegen die von Polen beantragte Registrierung des Räucherkäse „Oscypek“ und darf dafür ihren mit nur minimal davon abweichender Rezeptur hergestellten „Ostiepok“ als landestypisches Produkt schützen lassen. Und den Almschafkäse „Bryndza“, den Polen als „Polska bryndza“ registrieren hat lassen, will die Slowakei in leicht anderer Zubereitungsprozedur als „Slovenska bryndza“ schützen lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2008)

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