Arme Reiche: Elektrohändler entdecken die Immobilienblase

Zwei Rumänienungarn investieren in eine riesige Wohnanlage in Bukarest.

BUKAREST/WIEN (p. m.). Zsuzsanna und Lóránd Szarvadi schienen genug zu haben von bescheidenen Plätzen unter den reichsten Rumänen: Da sie mit einem stabilen Vermögen von etwa 30 Mio. Euro in der Reihung der Bukarester Wirtschaftszeitung „Capital“ von immer mehr Neureichen überholt wurden, verkauften sie mit den Partnern kurzerhand drei Viertel ihrer Elektrohandelskette Domo und verdreifachten ihr Vermögen. Unter den Angehörigen der ungarischen Minderheit Rumäniens stießen sie auf Platz zwei hinter Dollar-Milliardär Zoltán Teszári vor.

Szarvadi muss einen guten Vertrag mit dem neuen Domo-Mehrheitseigentümer haben, einem Fonds der britischen Investmentgesellschaft Equest Investment Balkans (EIB): Er blieb nicht nur allein verantwortlicher Geschäftsführer, sondern bekommt Ende Mai auch eine „Erfolgsprämie“ von 12,5 Mio. Euro, womit sich der Kaufpreis für den 75-Prozent-Anteil auf 75 Mio. Euro erhöht – eine Mio. Euro je Prozentpunkt.

Szarvadi schöpft den Erfolg aus dem enormen Nachholbedarf der Rumänen. Der Gesamtmarkt für Unterhaltungselektronik wird heuer auf 1,3 Mrd. Euro geschätzt, ebenso viel wie in Ungarn, das nicht ganz halb so viele Einwohner hat. Bis 2012 erwartet Szarvadi Wachstumsraten, von denen alle anderen Länder Europas nur träumen können.

Noch ist Domo nicht die Nummer eins im via Konsolidierung schrumpfenden Elektrohandel. Aber Szarvadi unternimmt alles in diese Richtung. Heuer sollen die Verkaufsflächen durch Eröffnung von 17 Geschäften von 55.000 auf 80.000 Quadratmeter wachsen. Der Umsatz, im Vorjahr um 58 Prozent auf 193 Mio. Euro gewachsen, soll ähnlich stark zulegen. Damit sein 25-Prozent-Anteil und sein Job sicher sind, will er auch heuer wieder einen Nettogewinn schreiben. Im Vorjahr waren es 9,5 Mio. Euro.

„Sentimentale Investition“

Mit dem Geld von Equest haben Szarvadi und Domo-Mitgründer Ferenc Hegedüs hochfliegende Immobilienpläne. Das Hotel „Bálványos“ in Covasna, das sie der Kette Best Western abkauften, war noch ein Schnäppchen: Es habe nur zwei Mio. Euro gekostet, sagte Szarvadi zu „Ziarul Financiar“. Da es nur 20 Kilometer von seiner Heimatstadt Tîrgul Secuiesc entfernt sei, „ist es eine sentimentale Investition“.

Aber jetzt beteiligen sich die Partner an einem riesigen Wohnhauskomplex im Nordwesten von Bukarest. Der Landkauf allein hat 20 Mio. bis 30 Mio. Euro verschlungen, das Gesamtprojekt wird auf das Fünfzehnfache veranschlagt. Damit ein Teil des Geldes wieder zurückkommt, sind Szarvadi und Hegedüs an Eurocolor beteiligt, jenem Baustoffhandel, der die Riesen-Baustelle beliefern wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.