SPÖ-Kritikerin an der SJ-Spitze

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Mit Julia Herr steht künftig die erste Frau an der Spitze der SPÖ-Jugend. Die Burgenländerin fiel zuletzt mit Kritik auf.

Graz. Die SPÖ wird mit der neuen Spitze der Sozialistischen Jugend (SJ) weiterhin keine Freude haben, so viel ist nach der Wahl klar. Nach dem Abgang des langjährigen SJ-Vorsitzenden Wolfgang Moitzi („Der Apparat hat mit internen Kritikern keine Freude“) hat die SPÖ-Jugendorganisation seit dem Wochenende mit Julia Herr eine neue Chefin. Nicht nur ist die bisherige frauenpolitische Beauftragte der SPÖ-Jugend in 120 Jahren die erste weibliche und die bisher jüngste Chefin der SJ – sie fiel zuletzt vor allem mit Kritik an der Mutterpartei auf.

Dass die 21-jährige Burgenländerin überhaupt einen größeren Bekanntheitsgrad erreicht hat, liegt aber eigentlich an Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) – und einem Auftritt Herrs, der irgendwie an den jungen Josef Cap und seine drei Fragen an den damaligen burgenländischen Landeschef, Theodor Kery, erinnerte, die ihm schließlich den Einzug ins Parlament sicherten.

Beim SPÖ-Parteirat im Februar wollte Herr den roten EU-Spitzenkandidaten Eugen Freund zum Parteieintritt auffordern. Heinisch-Hosek warf die Gastrednerin ziemlich unsanft vom Podium – und der Name Julia Herr war innerhalb weniger Tage auch Menschen außerhalb der SPÖ-Jugend ein Begriff. Das entsprechende Video wurde auf YouTube inzwischen mehr als 130.000-mal angesehen. Herr selbst gab sich von dem ministeriellen Rüffel unbeeindruckt: Nur eine kritische SJ könne eine gute SJ sein.

SPÖ soll die Regierung verlassen

Entsprechend kämpferisch gibt sich die Soziologiestudentin auch nach ihrer Wahl zur SJ-Chefin: „Die Sozialdemokratie hat jegliche Glaubwürdigkeit in den vergangenen Jahren verspielt. Sie rettet lieber Banken als unser Bildungssystem“, sagt Herr. Die ihrer Meinung nach nötige Konsequenz: Die SPÖ solle die Regierung verlassen. „Wenn Wohnbau-, Bildungs- und Beschäftigungsoffensiven wieder abgesagt werden oder sogar von vornherein nicht einmal geplant waren, zeigt das nur, dass es in dieser Koalition für die Sozialdemokratie keine Zukunft gibt.“

Dass sie die erste weibliche SJ-Vorsitzende ist, sieht Herr als Zeichen, dass der Kampf um Gleichberechtigung fortgesetzt werden müsse. Zumindest bei dieser Wahl wäre aber ohnehin eine Frau zum Zug gekommen: Julia Herr setzte sich knapp gegen die Oberösterreicherin Fiona Kaiser durch. (beba)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2014)

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