Mensdorff-Pouilly: "Ermittlungen schaue ich lässig ins Auge"

Mensdorff-Pouilly
Mensdorff-PouillyAPA/GEORG HOCHMUTH
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Der Lobbyist macht nach seinem Freispruch in der Causa Telekom einen Bogen um "Unternehmen, wo der Staat auch nur eine einzige Aktie besitzt".

„Die Sache stinkt, aber sie stinkt nicht genug." Mit diesen Worten verkündete Richter Stefan Apostol im Jänner 2013 das Urteil gegen den Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly. Sein Inhalt: Zwei Monate bedingt wegen Beweismittelfälschung, ein Freispruch vom Hauptvorwurf der Geldwäscherei. Seither wurde es still um den „Grafen".

Zwar wird in der Causa Blaulichtfunk noch ermittelt, eine Anklage ist derzeit jedoch nicht in Sicht. Mensdorff-Pouilly im Interview mit dem „Kurier" dazu: „Von den anderen Ermittlungen höre und sehe ich nichts mehr. Den Telekom-Ermittlungen schaue ich lässig ins Auge." Denn er stelle sich die Frage, „wie ein Sachverständiger feststellen will, ob meine Arbeit der Telekom 1,1 Millionen wert war", so der Ehemann von Ex-Ministerin Maria Rauch-Kallat.

Nach wie vor lebe er „hauptsächlich vom Beratungsgeschäft und von der Landwirtschaft, wo ich Holz, Getreide, Mais, Stroh und Heu produziere". Mit einer Ausnahme, wie er betont: „Alle Unternehmen, wo der Staat auch nur eine einzige Aktie besitzt, berate ich nicht mehr." Damit seine Umgebung Bescheid über sein Kommen und Gehen weiß, werde übrigens die Fahne am Dach seines Schlosses gehisst: „Damit die Bauern wissen, dass ich da bin."

Dass ehemalige Weggefährten im Gegensatz zu ihm zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden, kommentiert der Lobbyist so: „Ich will keinen von damals heute nicht kennen. Rudolf Fischer habe ich vielleicht 20-mal getroffen, aber immer nur geschäftlich. Er war nie bei einer Jagd bei mir, so wie ein Gernot Schieszler (beides Ex-Manager der Telekom Austria, Anm.) auch nie nach einer Einladung gefragt hat. Mir persönlich tut der Fischer leid,wie er geprügelt wird."

Causa Blaulichtfunk

Ex-VP-Innenminister Ernst Strasser hatte 2002 ein Konsortium aus Siemens, Raiffeisen und Wiener Stadtwerken beauftragt, das Behördenfunknetz zu digitalisieren (Projekt "Adonis"). Im Juni 2003 schrieb er das Projekt neu aus, wegen technischer Probleme, wie es hieß. Ein Jahr später erhielt die Bietergruppe aus Motorola, Alcatel und Telekom Austria den Zuschlag für das Nachfolgeprojekt "Tetron". Dabei soll es zu ungeklärten Zahlungen von bis zu 4,4 Millionen Euro an den Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly gekommen sein. Zudem musste die Republik dem ursprünglich Konsortium knapp 30 Millionen Euro Schadenersatz zahlen. Strasser und Mensdorff-Pouilly weisen den Vorwurf der Korruption zurück.

>> Interview im "Kurier"

(Red.)

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