Kaufhaus des Ostens

Sogar in Deutschland wünscht man dem österreichischen Fußballmeister Misserfolg. Dahinter steckt das mit Argwohn verfolgte Engagement in Leipzig – als Kaufhaus des Ostens bezeichnet.

Wenn ein österreichischer Fußballmeister in Aserbaidschan verliert, dann wird das immer noch als etwas Außergewöhnliches betrachtet. Handelt es sich dabei um einen Verein, der in finanziellen Belangen eigentlich konkurrenzlos dasteht, dann löst das sogar Schadenfreude aus. Die Salzburger haben jedenfalls nach dem völlig missglückten Ausflug, der zu Karabach Agdam geführt hat, einiges gutzumachen. Ernsthafte Sorgen muss man sich noch nicht machen, auch wenn deutsche Medien von einer Blamage und einem drohenden Ausscheiden berichten. Ein Szenario, das sich nicht nur einige (kurzsichtige) Fußballfans in Wien, sondern mittlerweile auch jene in Deutschland wünschen.

Denn der Geldgeber ist es, dessen Methoden immer wieder stark kritisiert werden. Und vielleicht muss Red Bull erst lernen, dass man in der deutschen Bundesliga nicht so ungeniert wie in der Formel 1 agieren kann.

Das Salzburger Hoppala und die frivolen Kartenspiele von Aserbaidschan werden deshalb mit Argusaugen beobachtet, weil am Samstag in Leipzig eine neue Ära begonnen hat. Vor fünf Jahren hat Red Bull den Verein übernommen und komplett neu aufgestellt. Was dort alles in relativ kurzer Zeit passiert ist, ist vielen nicht geheuer. RB Leipzig verbreitet damit jetzt schon irgendwie Angst, weil niemand weiß, was aus dem Retortenklub noch wird. Der Argwohn ist jedenfalls groß, weil das Spielzeug von Didi Mateschitz tatsächlich erwachsen werden könnte. Und dann muss man sich mit einem echten Kontrahenten – und nicht nur mit einem seelenlosen Wesen – auseinandersetzen.

Die wirklich Guten, die in Salzburg auch sehr gutes Geld verdienen, die wird man vielleicht schon bald in Leipzig sehen. Aber noch ist es nicht so weit, zuallererst muss man in Wals-Siezenheim die Hürde aus Aserbaidschan ausräumen. Wenn die Deutschen daran echte Zweifel hegen, dann zeigt das nur, dass die Fußballabteilung von Red Bull im Land des Weltmeisters und des U19-Europameisters vielleicht immer noch nicht richtig eingeschätzt wird.

Einige Klubs reagieren nicht nur irritiert, sondern verschreckt, Vorbereitungsspiele wurden abgesagt. Andere Vereine reagieren nahezu panisch. Wenn nun Klubs, die in dieser Saison Leipzig zu Gast haben werden, den Energiedrink aus den Stadienkantinen verbannen, um gleichsam ein Zeichen zu setzen, dann mutet das ziemlich kindisch an. Rapid-Fans, so konnte man dieser Tage im Internet lesen, empfinden das als glorreiche Idee. Und sogar als nachahmenswert. Auch in der neuen grün-weißen Arena könnte man doch Red Bull den Hahn abdrehen. Eine Maßnahme, die das Mateschitz-Imperium wirklich hart treffen würde...

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2014)

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